Verdun

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"Die Stadtbefestigung der großen Festung Verdun, welche von der Maas durchquert wird, ist mit einer bastionierten Umwallung umgeben und besitzt eine große Zitadelle, welche nach Art der großen Forts und nach allen Regeln der modernen Kriegsbaukunst erbaut ist.
Im Norden von Verdun, in der Nähe der Vorstadt du Pavé liegen die beiden Forts Belleville und Saint-Michel; das erste beherrscht die Maas in ihrem unteren Lauf und die Eisenbahn nach Sedan, das letztere die Eisenbahn und die große Heerstaße nach Metz. Zur Verstärkung des Fort Belleville sind außerdem zwei Batterien erbaut, welche dicht bei demselben liegen.
Nördlich dieser beiden Forts liegt das Fort Froideterre und die Forts Douaumont und Souville mit ihren Anschlußbatterien; auf den vorliegenden Höhen erbaut, beherrschen sie das gesamte Vorland.
Auf dem rechten Maasufer befinden sich außerdem die Forts Moulainville, Landrecourt mit Anschlußbatterie, Bois-Bourus, Souville mit zwei Anschlußbatterien, Rozelier mit einer Anschlußbatterie, Belrupt, Vaux mit einer Anschlußbatterie, Tavannes und Houdainville. Als kleinere Posten sind zu erwähnen die Zwischenposten Sartelles, Chana, Choisel und Belle-Epine, deren jeder mit zwei Anschlußbatterien versehen sind. Hierzu treten noch die Werke von Pompelle, Thiaumont, Hardoumont, Chatillon, Bois du Chapitre, Baleycourt, Germonville und Charny, sowie die Nebenwerke mit untergeordneter Bedeutung von Lafée, Eix, Manezel, Saint-Symphorien, Bois des Sartelles, Bruyères, Montgrignon und Ollier.
Diese Werke verteidigen den gesamten Osten und Süden der Stadt; sie sichern den Wald Hauts de Meuse, die Eisenbahn und die Straße nach Metz und das Vorfeld bis nach Conflans im Osten, ferner nach Süden den Kanal und den oberen Lauf der Maas.
Im Süden auf dem linken Maasufer liegen die Forts Dugny mit einer und Regret mit zwei Anschlußbatterien. Das Erstere beherrscht das ganze südliche Vorfeld sowie insbesondere die Eisenbahn und die Straße nach Commercy und Toul, während das letztere die Eisenbahn und die Straße nach Saint Menehould, Reims usw. unter Feuer nimmt.
Auf dem linken Ufer mit der Front nach Westen sind sodann zu erwähnen die Forts Chaume mit zwei und Marre mit einer Anschlußbatterie. Sie halten das westliche Vorland unter Feuer, sichern die großen Straßen und schlagen nach den Wäldern von Varennes und Montfaucon.
So stellt sich Verdun nach seinem vollständigen Ausbau als eine Festung erster Ordnung dar, deren äußerer Umfang in der Fortslinie mehr als 40 Kilometer beträgt."

Quelle: General Cosseron de Billenoisy „Die Befestigungen Frankreichs“ 1890

 

Quelle: H. Wagner & E. Debes "Die Festung Verdun und Umgebung" 1916

"Verdun hat eine bastionierte Enceinte mit zum Teil nassen Gräben, im Südosten, auf dem rechten Maasufer das große Hornwerk Victor und im Westen die neuerdings umgestaltete und mit entsprechenden Unterkünften versehene fünfeckige Zitadelle, außerdem im Südwesten Inundation. Der neu errichtete Fortgürtel (38 km Umfang) besteht aus folgenden Werken: Redoute Belleville, auf dem Vorsprung der Höhe von St. Michel, zur Beherrschung des Maastales, Redoute St. Michel gegen die Position von Froide-Terre, Redoute Souville mit Annexbatterien gegen Maastal und Wœvreebene, Fort Tavannes, Belrupt, Haudainville als Maastalabschluß, Rozellier, mit Belrupt, und Tavannes durch im Wald erbaute Militärwege verbunden, zur Beherrschung der Metzer Straße und der von ihr durchzogenen Lichtung, sämtlich auf dem rechten Maasufer; Fort Dugny gegen das Tal und die Fluß- und Kanalübergänge, Regret gegen das Tal der Pariser Straße und Bahn, la Chaume, de Marre (Charny) gegen die unteren Maasübergänge. Geplant waren noch Werke auf Cote de Froide-Terre, beim Signal Landrecourt und bei Fromereville, kamen jedoch bis jetzt nicht zur Ausführung. Auch das geplante Fort bei Etain kam nicht zur Ausführung."
Quelle: L. Obermair „Die Befestigungen Frankreichs“ 1886

 

Die Forts:

Fort Haudainville

Fort Choisel

Fort Chana

Die Zwischenwerke:

Ouvrage de Baleycourt

Ouvrage de Bezonvaux

Ouvrage des Bois de Réunis

Ouvrage du Bois Rogé

Ouvrage des Bruyéres

Poste Belle Epine

Ouvrage de Charny

Ouvrage de Châtillon

Ouvrage du Bois du Chapitre

Ouvrage de la Croix Brandier

Ouvrage de Déramé

Ouvrage d`Eix

Ouvrage de La Falouse

Ouvrage de Froideterre

Ouvrage de Fromeréville

Ouvrage de Germonville

Ouvrage d`Hardaumont

Ouvrage de Jaulny

Ouvrage de La Laufée

Ouvrage de Lorient

Ouvrage du Manesel

Ouvrage du Maubois

Ouvrage du Bois Saint-Maure

Ouvrage le Morpion

Ouvrage de Saint Symphorien

Ouvrage de Thiaumont

Ouvrage de Thierville

Ouvrage du Trimard

Unterstände, Magazine:

MF 1

MF 2

MF3

 

Abri FT1

Abri FT2

Abri FT3

 

Abri 320

 

 

 

Abschnittsmagazin M8

 

 

 

 

Zu den Kampfhandlungen im 1. Weltkrieg:

"Verdun liegt im Maastal, welches westlich von einem Hügelgelände begrenzt ist, das sich bis auf 130 m über die Talsohle erhebt, und östlich von den Côtes Lorraines, die sich bis nahezu 200 m über die Talsohle erheben. Diese Höhen sind von zahlreichen Schluchten, Steilhängen und Wäldern durchzogen, und ringsherum befinden sich wohlhabende Dörfer. Weiter östlich liegt die Wœvre-Ebene. Nach Verdun führen Normalbahnen von Norden (Sedan), Osten (Metz), Süden (Toul) und Westen (Châlons), und mit Bar-le-Duc ist es durch eine Schmalspurbahn, den Meusien, verbunden.

Verdun war von jeher befestigt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden seine Befestigungsanlagen durch Vauban umgebaut, und aus dieser Zeit stammen seine noch vorhandene Stadtumwallung und die Zitadelle. Bis zum Jahre 1870 besaß Verdun nur diese Befestigungen; nach dem 70er Krieg wurde bis zum Jahre 1880 der innere Fortgürtel mit sieben Forts und nach 1880 der äußere Fortgürtel mit zwölf Forts, die bis auf 7 km vor die Stadtenceinte vorgeschoben sind, erstellt. Mit dem Erscheinen der Brisanzgranaten erfuhren zunächst die Forts des äußern Gürtels entsprechende Verstärkungen und Umbauten, hernach auch die Forts Tavannes und Souville des innern Fortgürtels. Im Jahre 1889 wurde auch noch die Zitadelle mit sehr geräumigen unterirdischen, im Fels ausgesprengten Räumen versehen, in welchen 4.000-5.000 Mann absolut gesicherte Unterkunft finden können.

Von 1889 ab wurden in verschiedenen Forts der Nord- und Ostfront auch noch Panzertürme für Geschütze und Maschinengewehre eingebaut, sowie gepanzerte Beobachtungsstände und gepanzerte Geschützkasematten (Traditorenkasematten oder Casemates de Bourges), von welchen aus die Intervalle zwischen den Forts bestrichen werden können. Im ganzen verfügten die Franzosen im Jahre 1914 an der Nord- und Ostfront über fünf Panzertürme für je zwei 155-mm-Kanonen, sieben Panzertürme für je zwei 75-mm-Kanonen, zwölf Verschwindtürme für Maschinengewehre, 23 gepanzerte Beobachtungsstände und neun gepanzerte Traditorenkasematten.

In den letzten Jahren vor dem Weltkrieg wurden auch noch das Fort Vacherauville und die permanenten Zwischenwerke Froideterre, Thiaumont, La Lauffee und Charny erstellt und das Zwischengelände durch Batterieemplacements, Infanterieanlagen und betonierte Unterstände (abris de combat) verstärkt. Auch bei Verdun war die Verteidigung der Festung durch die Organisation von >Centres de résistance< zweckmäßig vorbereitet worden.

Beim Vormarsch der 5. deutschen Armee gegen die Linie Verdun-Montmedy im August 1914 brachte ein Vorstoß starker französischer Kräfte von Verdun her durch die Wœvre-Ebene diese Armee in eine kritische Lage, welche nur durch den Einsatz aller verfügbaren Kräfte aus Metz, die gegen die rechte Flanke der Franzosen angesetzt wurden, behoben werden konnte. Die 5. deutsche Armee suchte dann nach Überschreiten der Maas nördlich Verdun die gegenüberstehende 3. französische Armee (General Sarrail) von Verdun abzusprengen. General Sarrail lehnte aber den rechten Flügel seiner Armee während des Rückzuges fest an Verdun an und wollte die Festung selbst dann nicht loslassen, als er von der 0.H.L. den Befehl dazu erhielt, und obschon er im Rücken durch die Deutschen, welche auch südlich Verdun vorgingen, bedroht war. Gleichzeitig mit dem Vorgehen um Verdun herum führten die Deutschen einen Artillerieangriff gegen die Nord- und Nordwestfront der Festung aus, der aber keinen Entscheid brachte, da der nachfolgende Infanterieangriff bald ins Stocken geriet.

Nach der Schlacht an der Marne und dem Rückzug der Deutschen an die Aisne gingen die Franzosen auf der ganze Linie wieder vor, und Verdun bildete fortan den Eckpfeiler der französischen Front. Die Deutschen schlossen die Festung auf dem rechten Maasufer in einen Viertelkreis ein, ließen sie nun aber längere Zeit in Ruhe, da sich die Hauptoperationen in der Folge weiter nordwestlich, zwischen der Marne und dem Meer, abspielten. Erst im Februar 1915, während der Kämpfe um St.-Mihiel, fand wieder eine Beschießung der Festung statt, und diesmal auch mit dem 42-cm-Kaliber; allein auch diese Beschießung brachte keinen Erfolg. Während derselben hatten deutsche Flugzeuge auch noch Bomben auf die Stadt abgeworfen.

Die Franzosen hatten aber unter dem Eindruck der Wirkungen der neuesten deutschen Belagerungsgeschütze gegen die belgischen Festungen und die Festung Maubeuge den Glauben an die Widerstandsfähigkeit der permanenten Befestigungsanlagen ganz verloren. Der Kommandant der französischen Ostarmeegruppe, General Dubail, erteilte deshalb den Befehl, sämtliche Forts von Verdun zu desarmieren und deren Verteidigungsmittel der Feldarmee zur Verfügung zu stellen. Der Festungskommandant, General Coutanceau, protestierte umsonst gegen diesen Befehl: er wurde einfach abgesetzt und durch General Herr ersetzt. Die französische 0.H.L. teilte die Ansicht des Generals Dubail und erließ unterm 9. August 1915 ein Dekret, nach welchem alle im Operationsgebiet der Feldarmeen gelegenen festen Plätze zu desarmieren und die Festungen nicht mehr als solche, sondern nur noch als Teile der Armeefronten zu betrachten und zu verteidigen seien.

Zufolge dieser Anordnung trat die Festung Verdun sehr geschwächt in die Kämpfe des Jahres 1916 um diesen Platz ein. Ein großer Teil der Armierung und der Verproviantierung der Forts war aus diesen herausgenommen worden, und sie besaßen auch keine ständigen Besatzungen mehr. Man war sogar so weit gegangen, die Sprengung der Werke vorzubereiten, um sie gegebenenfalls nicht unversehrt in die Hände des Feindes fallen zu lassen. Dafür hatten die Franzosen bis zum Frühjahr 1916 Zeit gehabt, starke, feldmäßig befestigte Stellungen an der Nord- und Ostfront der Festung, 5-6 km vor den Forts, anzulegen.

Im französischen Parlament tauchten damals aber immer wieder Gerüchte auf über mangelhafte Verteidigungsfähigkeit von Verdun. Der damalige Kriegsminister, General Gallieni, stellte eine diesbezügliche Anfrage an die 0.H.L., worauf General Joffre erklärte, es sei alles in Ordnung, das Parlament habe sich überhaupt nicht in militärische Angelegenheiten zu mischen.

Kurz vor dem deutschen Angriff wurde die Zentrumsarmeegruppe mit der Festung Verdun dem General Langle de Carry unterstellt, und da auch dieser nicht für bessere Verteidigungsinstandstellung der Festung sorgte, verteilt sich die Verantwortung dafür auf eine ganze Reihe von Personen.

Nachdem die Kämpfe an der Westfront im Jahre 1915 keine Entscheidung gebracht hatten, entschloß sich die deutsche 0.H.L. im Winter 1915/16, den Eckpfeiler der Westfront, Verdun, von dem aus die Franzosen beständig die Verbindungslinien der Deutschen nach dem nördlichen Frankreich bedrohten, einzustoßen. Obschon hier der stärkste Punkt der ganzen Front war, war es eben der einzige, den die Deutschen umfassend angreifen konnten, und es war anzunehmen, daß der Fall dieses Platzes einen niederschmetternden Einfluß auf die Moral der Franzosen ausüben werde. Durch diesen Angriff konnten die Alliierten auch von der Somme, wo ein beabsichtigter Großangriff erkannt worden war, abgezogen werden. Für ihren Angriff stellten die Deutschen nach und nach 17 — 19 Divisionen und ein gewaltiges Geschützmaterial vor Verdun bereit: ca. 750 Belagerungsgeschütze, wovon 500 mittlern, 200 schweren und 50 schwersten Kalibers; dazu kamen noch ca. 1.200 Feldgeschütze. Diese Ansammlung von Truppenmassen und Material blieb natürlich den Franzosen nicht verborgen. Der Festungskommandant erteilte deshalb Mitte Februar den Befehl, alle Ortschaften nördlich Verdun von der Zivilbevölkerung zu räumen und das Kampffeld vorzubereiten. Auch die Zivilbevölkerung der Stadt Verdun wurde evakuiert und größtenteils nach Bar-le-Duc abgeschoben. Nur ca. 4.000 rüstige Männer wurden als Hilfsdienstpflichtige zurückbehalten und in den unterirdischen Räumen der Zitadelle untergebracht.

Als am 21. Februar der deutsche Angriff losbrach, wurden die Franzosen gleichwohl mehr oder weniger überrascht. Nach verhältnismäßig kurzer Artillerievorbereitung erfolgte ein sehr kräftig geführter Infanterieangriff mit drei Armeekorps, zunächst nur auf dem östlichen Maasufer, aus der Linie Consevoye—Ornes. Unter blutigen Kämpfen wurden schon am ersten Tage die französischen Stellungen in einer Breite von 10 km und einer Tiefe von 3 km überrannt und bis zum 26. Februar die Linie Vacherauville-Fort Douaumont-Fresne erreicht. Ungefähr zu gleicher Zeit erfolgten auch Angriffe von Etain aus gegen die Maashöhen, worauf die Franzosen die Wœvre-Ebene räumten.

Am 24. war der französischen O.H.L. sowohl vom Festungskommandanten als vom Kommando der Zentrumsarmeegruppe gemeldet worden, die Verteidigungstruppen könnten nicht mehr länger standhalten und müßten sich auf das linke Maasufer zurückziehen. General Joffre, gedrängt durch seinen Adlatus, General Castelnau, befahl jedoch, es müsse unter allen Umständen das rechte Ufer der Maas gehalten werden. Er ordnete sofort General Castelnau mit der Generalvollmacht nach Verdun ab, alles Nötige anzuordnen, um die Situation zu retten. General Castelnau dirigierte nun sofort die ganze 2. Armee nach Verdun und übertrug deren Chef, General Petain, den Befehl über alle Truppen der Région fortifiée de Verdun. Als nun von allen Seiten General Petain gemeldet wurde, es sei nur in den permanenten Werken genügend Schutz gegen das fürchterliche Bombardement zu finden, befahl er am 26. Februar, alle Forts von Verdun zu rearmieren und ihnen wieder ständige Besatzungen zuzuteilen. Diese hätten die Forts unter allen Umständen zu halten, selbst wenn sie ganz umzingelt würden.

Beim Fort de Douaumont, dem auf dominierender Höhe gelegenen stärksten und wichtigsten Fort von Verdun, konnte diesem Befehl aber nicht mehr nachgekommen werden, da es bereits in den Händen der Deutschen war. Am 24. Februar war die Sprengung dieses Forts und des Fort de Vaux angeordnet worden. Am 25. Februar befanden sich im Fort Douaumont nur ein Unteroffizier und 57 Mann, meist Artilleristen der Territorialarmee, welche mit den Vorbereitungen für die Sprengung des Werkes beschäftigt waren. Sie glaubten, die französische Front befinde sich noch weit vorne, und hatten deshalb gar keinen Wachtdienst organisiert. In der Nacht vom 24./25. hatten sich die Deutschen aber schon 800 m vor dem Fort festgesetzt, und als dieses kein Lebenszeichen von sich gab, näherte sich ihm am Nachmittag des 25. ein Leutnant mit einigen Mann. Diese gelangten ohne Widerstand durch die Breschen im Drahthindernis und an den Grabenwänden über den Frontwall in den Hof des Werkes und forderten die bei ihrem Anblick höchst verwunderten Franzosen zur Übergabe des Forts auf. Da während der diesbezüglichen Verhandlungen noch weitere deutsche Patrouillen in das Fort gelangt waren, gaben sich die Franzosen gefangen. Sie waren dann aber sehr unangenehm überrascht, als sie sahen, daß die ganze ins Fort eingedrungene Macht nur 19 Mann betrug.

Die rechts und links vom Fort befindlichen französischen Feldtruppen hatten anfänglich von diesem Vorgang nichts bemerkt. Sie hatten auch keinen Befehl, sich um das Fort zu kümmern, und glaubten es von den eigenen Truppen besetzt. Am 25., nachmittags, sahen sie wohl einzelne Mannschaften sich von Feindesseite her gegen das Fort zu bewegen; da sie von diesem aber kein Feuer erhielten, glaubten sie, es seien Franzosen, die sich hierher zurückzögen. Als sie dann aber Kunde von der Besetzung des Forts durch die Deutschen erhielten, unternahmen sie am 26., früh, vom Dorf Douaumont aus, das sie noch besetzt hielten, einen Angriff gegen das Fort. Die Deutschen hatten es aber während der Nacht vom 25./26. stärker besetzt, und der Angriff wurde ohne große Mühe abgewiesen.

Trotzdem das Fort vom 21. Februar an ohne Unterbruch, auch durch die größten Kaliber, beschossen worden war, hatte es bis zum 25. in seiner Verteidigungsfähigkeit nur wenig gelitten. Seine Panzertürme und Unterkunftskasematten fanden die Deutschen noch ganz intakt. Am 2. März gelang es den Deutschen dann auch noch, das Dorf Douaumont zu nehmen, und hernach blieb das Fort vorläufig von weitern Sturmangriffen verschont.

Am 6. März begannen die deutschen Angriffe auch auf dem westlichen Maasufer, und bis zum 9. wurden die Dörfer Forges und Regneville erstürmt und auch der Raben- und Cumirewald genommen. Am 9., 10. und 11. März richteten sich die deutschen Sturmangriffe auf dem östlichen Maasufer hauptsächlich gegen das Dorf und das Fort de Vaux; aber alle diese Angriffe wurden von den Franzosen blutig abgewiesen.

Beim Fort de Vaux war die Rearmierung auch nur noch in beschränktem Maße möglich gewesen, da es seit dem 21. Februar unter schwerstem feindlichem Feuer lag. Auch hier waren die Vorbereitungen zur Sprengung des Forts bereits getroffen; doch waren durch das Bombardement diese Vorbereitungen gestört worden, und deutsche Granaten hatten die im Kanonenpanzerturm angebrachten Sprengladungen zur Explosion gebracht, wodurch dieser Turm zerstört wurde.

Auch bei den Forts Vacherauville und Moulinville waren solche bereits angelegten Sprengladungen durch deutsche Granaten zur Explosion gebracht worden, wodurch die Verteidigungsfähigkeit dieser Werke empfindlich gelitten hatte.

General Petain ordnete nun an, daß alle diese Zerstörungsvorbereitungen in den Forts von Verdun entfernt werden sollen und daß fehlende Geschütze in diesen Forts durch Maschinengewehre zu ersetzen seien. Er ließ auch eine rückwärtige Stellung von Bras über Froideterre, Fort Souville, Fort Tavannes nach Fort Moulinville vorbereiten und als Ersatz für die unter deutschem Feuer liegende Bahn Châlons—Verdun die Straße Bar-le-Duc—Verdun für intensiven Autotransport einrichten. Auf dieser Straße, welche später den Namen Voie sacrée erhielt, wurden nach und nach 66 französische Divisionen per Auto nach Verdun transportiert.

Anfang April waren auf deutscher Seite sechs Armeekorps östlich der Maas und drei Armeekorps westlich der Maas auf der im ganzen 20 km breiten Angriffsfront engagiert. Auch die Franzosen hatten mehr und mehr Kräfte herangezogen, und bis Mitte Mai wechselten in diesem Kampfgebiet deutsche und französische Angriffe und Gegenangriffe ab, ohne daß die Kampffront sich wesentlich verschob. Die deutsche vorderste Linie lag nur ein paar hundert Meter südlich des Forts Douaumont, und dieses wurde dauernd unter schwerem französischem Feuer gehalten. Die Aufbauten bildeten bald nur noch ein unförmliches Trümmerfeld, die Gräben waren halb zugeschüttet und die Drahthindernisse ganz zerstört. Der südliche Kehleingang war kaum mehr als solcher zu erkennen, und auch das Glacis bildete nur mehr ein Trichterfeld. Die Betoneindeckungen der Kasematten waren jedoch noch nirgends durchschlagen; nur die Stirnmauern der obern Etage dieser Kasematten, welche dem französischen Feuer von der Kehlseite her direkt ausgesetzt waren, hatte dieses zum Einsturz gebracht. Diese Mauern wurden von den Deutschen nun durch Sandsackmauern ersetzt und die Kasematten wieder bewohnbar gemacht. Die Deutschen erstellten auch einen unterirdischen Eingang ins Fort von Norden her, der in den Hauptstollen der Kapitale mündete. Sie benützten die gepanzerten Beobachtungstürme für die Leitung ihres Artilleriefeuers und erstellten nach rückwärts telephonische Verbindung, auch solche mit drahtloser Telegraphie. Ganz sicher funktionierte aber bei sichtigem Wetter nur die optische Verbindung, welche durch eines der Rohre im 75-mm-Kanonen -Turm eingerichtet worden war. Im übrigen diente das Fort fortan hauptsächlich zur Unterkunft von Reservetruppen, Stäben und der Ambulanz. Allnächtlich wurde es auch von vielen Corvèemannschaften und Ablösungen durchzogen, so daß die Herstellung der Ordnung in den schlecht erleuchteten Gängen sehr erschwert war.

In der Nacht zum 8. Mai explodierte im Fort Douaumont, aus unbekannter Ursache, ein Handgranatenlager, wobei die herumgeschleuderten Splitter einige Flammenwerfer zum Auslaufen brachten. Das brennende Öl erzeugte einen stinkenden, schwarzen Qualm, der in alle Gänge und Kasematten drang, und die fürchterliche Hitze brachte schließlich auch noch ein im Fort zurückgebliebenes Depot von französischen 15-cm-Granaten zur Explosion. Fatalerweise waren in dem Moment alle Gänge mit Ablösungstruppen vollgepfropft: im Fort befanden sich ein Regiments- und zwei Bataillonsstäbe, und das Lazarett war voll Verwundeter. All das fand den Erstickungstod. Die Franzosen hatten aber von diesem Ereignis nichts bemerkt, und so gelang es den Deutschen, das Fort sofort wieder mit neuen Mannschaften zu belegen. Das Begraben der Toten war jedoch, wegen des feindlichen Feuers, außerhalb des Forts fast unmöglich; deshalb sind dann ca. 650 Leichen in einer untern Kasematte zusammengetragen und diese hernach vermauert worden.

Da dieser Unfall große Störungen im Dienstbetrieb verursacht hatte, sorgten die Deutschen von nun an für bessere Ordnung im Fort und suchten es auch wieder in bessern Verteidigungszustand zu setzen. Zu diesem Zweck wurde eine Pionierkompagnie als ständige Besatzung in das Fort verlegt, und es erhielt einen ständigen Kommandanten. Die Instandstellung des Forts bot jedoch große Schwierigkeiten. Die Drahthindernisse konnten im feindlichen Feuer nicht erneuert und die Gräben auch nicht ausgeräumt werden. In den Grabenstreichen standen noch einige alte Geschütze, von denen aber nur drei noch brauchbar waren. Viele Verbindungsgänge im Innern des Forts waren von Geschossen durchschlagen und ungangbar geworden; sie wurden nun durch neue, unterirdisch angelegte ersetzt. Das Fort diente aber weiter als gesicherte Unterkunft für Ablösungen und Unterstützungen und zur vorübergehenden Bergung von Verwundeten; Gefechtsstäbe wurden aber keine mehr ins Fort verlegt. Für diese wurden gesicherte Unterstände im Gelände hinter der Front angelegt.

Am 29. April hatte General Nivelle das Kommando der 2. Armee übernommen und damit auch den Befehl über die Truppen der Région fortifiée von Verdun. Er beschloß nun die Zurückeroberung des Forts Douaumont und leitete vom 17. Mai an den Gegenangriff durch ein gewaltiges Bombardement aus ca. 300 Geschützen ein, darunter auch Geschütze vom 27-cm-Kaliber. Dadurch wurde für die Deutschen jede Verbindung vom Fort nach vorne verunmöglicht und der Aufenthalt im Fort immer beschwerlicher. Ein im Fort für die elektrische Beleuchtung aufgestellter Petroleummotor war durch den Einsturz einer Kasematte-Stirnmauer verschüttet worden, wodurch die Beleuchtung des Fortinnern nur mehr höchst mangelhaft erfolgen konnte. Als dann am 22. Mai, nachmittags, der Sturmangriff erfolgte, boten auch die vor dem Fort gelegenen deutschen Linien den Stürmenden fast keinen Widerstand mehr, und so gelangten die Franzosen an diesem Tage sogar bis auf das Fort und setzten sich auf einigen Teilen des Walles fest. Sie konnten sich auch in den Besitz des südwestlichen Beobachtungspanzerturmes setzen und armierten denselben sofort mit einer Mitrailleuse. Den ganzen 23. Mai durch wurde nun auf dem Fort gekämpft, wobei sogar die beidseitige Artillerie in den Kampf eingriff, dabei aber öfters der eigenen Truppe Verluste beibrachte. Erst am 24., früh, gelang es den Deutschen, die Franzosen durch Beschießung mit einem schweren Minenwerfer, den sie im Ostgraben aufgestellt hatten, von der Abdeckung des Forts zu vertreiben. Bis zum 27. war dann auch das Gelände südlich des Forts wieder fest in den Händen der Deutschen. Durch diese Kämpfe hatte natürlich die Verwüstung auf und in dem Fort noch zugenommen, und im Fortinnern herrschte ein unbeschreiblicher Schmutz und ganz verpestete Luft. Alle Kasemattengewölbe waren aber auch jetzt noch intakt, und bis Ende Mai konnte das Fort wieder einigermaßen aufgeräumt und verteidigungsfähig gemacht werden.

Auf dem Westufer der Maas war unterdessen heftig um den Besitz der Stellungen Le Mort-Homme und die Höhe 304 gekämpft worden. Diese Kämpfe dauerten noch an, als am 1. Juni ein neuer großer Vorstoß der Deutschen auf dem rechten Ufer der Maas, von Douaumont bis in die Gegend von Vaux, einsetzte. Die Verteidigungslinie der Franzosen verlief um diese Zeit noch nördlich um das Fort de Vaux herum und lag am obern Rande des dortigen Steilhanges ca. 200 m von der Contrescarpe des Frontgrabens entfernt.

Das Fort de Vaux hatte schon bei der Beschießung vom 15. Februar 1915 einige Treffer des 42-cm-Kalibers erhalten; doch waren dadurch nur seine Aufbauten beschädigt worden. Bei dem am 21. Februar 1916 ausgelösten allgemeinen Angriff der Deutschen wurde auch das Fort de Vaux heftig beschossen und erhielt bis Ende Mai fast täglich seine Ration Geschosse meist schwersten Kalibers. Seine Aufbauten waren zu dieser Zeit auch gänzlich zerstört und der Forteingang im Süden verschüttet, so daß die Franzosen, um ins Fort zu gelangen, von dem vor dem Fort gelegenen Schützengraben aus Breschen in die Nordwest- und Nordostgrabenkoffer legen und diese als Eingänge ins Fort benützen mußten. Das Drahthindernis um das Fort war verschwunden, und die Gräben bildeten kein Hindernis mehr, da sie zur Hälfte zugeschüttet waren. Dagegen waren die Wohnkasematten noch ganz intakt, ebenso die gepanzerten Beobachtungsstände, der Kanonenturm jedoch — wie bereits erwähnt — durch die eigenen Sprengladungen zerstört worden. So war der Zustand des Forts, als der Kommandant Raynal am 24. Mai den Befehl über das Fort mit seiner Besatzung von ca. 300 Mann übernahm.

Vom 3 1. Mai an nahm die Beschießung des ganzen Angriffssektors und auch des Fort de Vaux durch die Deutschen ganz gewaltig zu, und in der Nacht vom 1./2. Juni gelang es den Deutschen, in den vor dem Fort durchlaufenden Schützengraben einzudringen. Was von dessen Verteidigern nicht niedergemacht oder gefangen genommen wurde, rettete sich durch die Breschen in den Grabenkoffern in das Fort, wodurch dessen Belegung auf nahezu 600 Mann anstieg. Lebensmittel und Wasser waren aber nur für die normale Besatzung für 14 Tage vorhanden und zum Teil bereits verbraucht, so daß bald Mangel an beidem eintrat.

Die Deutschen gelangten dann nach heftigem Kampfe durch die Breschen ebenfalls in die Grabenkoffer und räucherten diese mit Flammenwerfern aus. Der Kampf setzte sich in den folgenden Tagen in den Verbindungsgängen nach dem Fortinnern fort, in denen die Franzosen Barrikaden aus Sandsäcken errichteten. Am Abend des 2. Juni gelang es den Deutschen, sich auch auf dem Fort festzusetzen, wo sie sofort Deckungen für Maschinengewehre anlegten und von hier aus die Kehlfront und die Flanken des Forts bestrichen. Dadurch wurde die Besatzung in demselben vollständig isoliert und konnte nur noch durch optische Signale und Brieftauben nach rückwärts verkehren.

Am 3. Juni suchte ein französisches Flugzeug die Lage beim Fort zu erkunden und ging bis auf 200 m auf dieses herab. Trotz Verwundung des Piloten konnte es seine Aufgabe erfüllen, kehrte in die französischen Linien zurück, und bald darauf fiel ein so heftiges Feuer auf das Fort, daß die Deutschen auf dem Fort sich in die Grabenkoffer zurückziehen mußten.

Am 4. Juni suchten die Franzosen sich des Forts durch einen Gegenangriff wieder zu bemächtigen, wurden aber durch die Deutschen, welche sich rasch auf dem Fort wieder eingenistet hatten, zurückgeworfen. An diesem Tage mußte der Besatzung das Wasser bereits auf Liter herabgesetzt werden, und Kommandant Raynal sandte seine beiden letzten Brieftauben mit der dringenden Bitte um Entsatz.

Unterdessen ging in den unterirdischen Gängen des Forts der Kampf mit Maschinengewehren, Handgranaten und deutscherseits auch mit Flammenwerfern von Barrikade zu Barrikade weiter, und die Besatzung mit den vielen Verwundeten litt furchtbar unter den Verbrennungsgasen. Die Deutschen gelangten schließlich im Verbindungsgang Ost so weit vor, daß die Besatzung von den Aborten abgeschnitten wurde, was ihre Lage noch weiter verschlimmerte.

In der Nacht vom 4./5. gelang es auf Befehl Raynals ca. 30 Mann, durch den Kehlgraben aus dem Fort zu entweichen. Raynal hätte gerne noch mehr Leute abgeschoben; es wurde ihm aber gemeldet, es sei eine Aktion zu seinem Entsatz im Gange, und diese wollte er nun nicht durch zurückgehende Leute stören. Dieser Entsatzversuch erfolgte dann aber erst in der Nacht vom 5./6. Die Franzosen gelangten aber zufolge des deutschen Sperrfeuers nur mit kleinen Resten bis in die Nähe des Forts und wurden hier zum größten Teil vernichtet.

Am 6. Juni, 6.30 Uhr, signalisierte das Fort zum letztenmal nach rückwärts, es sei kein Wasser mehr vorhanden, und am 7. Juni kapitulierte Raynal und übergab das Fort mit dem Rest der Besatzung. Bis dahin hatten die Gewölbe der Kasematten noch standgehalten, obschon die Deutschen auch noch versucht hatten, durch Sprengung derselben von der Abdeckung aus ins Innere des Forts zu gelangen.

Von dem Tage an, an welchem die Deutschen sich an den Nordhängen des Forts, ca. 300 m von diesem entfernt, festgesetzt hatten, bis zur Einnahme des Forts hatten sie also nahezu drei Monate gebraucht. Der deutsche Kronprinz, zu dessen Armee die Angriffstruppen gehörten, gab deshalb nach der Übergabe dem Kommandanten Raynal den Degen zurück, als Anerkennung für die tapfere Verteidigung des Forts. Der Kronprinz soll übrigens, als der Durchbruch der Deutschen bei Verdun nicht im ersten Anlauf gelang, von weitern Operationen an dieser Stelle abgeraten haben. Allein der Generalstabschef der gesamten deutschen Heereskräfte, General Falkenhayn, bestand auf der Fortführung des Kampfes, in der Hoffnung, die französische Armee hier zum Verbluten zu bringen.

Bis Ende Juni konnten sich die Deutschen im Abschnitte rechts der Maas noch bis zum Werke Thiaumont und zum Dorfe Fleury vorarbeiten; das weitere Vordringen wurde ihnen aber hauptsächlich durch die permanenten Werke Thiaumont, Froideterre und Souville verwehrt. Die deutschen Angriffe wurden aber mit solcher Heftigkeit durchgeführt, daß die Franzosen am 23. Juni neuerdings die Aufgabe des rechten Maasufers in Erwägung gezogen haben sollen. Vom 9. bis 1 4. Juli wurden diese Angriffe mit ganzen Divisionen wiederholt, und die Deutschen gelangten dabei bis ganz nahe an das Fort Souville heran; doch wurden sie in Handgranatenkämpfen und durch Bajonettangriffe von hier wieder zurückgeworfen.

Um die Zwischenwerke Froideterre und Thiaumont wurde auch wochenlang mit wechselndem Erfolge gekämpft; das Werk Thiaumont soll sogar 16mal den Besitzer gewechselt haben, blieb aber schließlich im Besitze der Deutschen. Auch das Dorf Fleury war der Schauplatz erbitterter Kämpfe; doch gelang es den Franzosen, sich darin endgültig zu behaupten.

Mitte Juli konnten sich die Deutschen auch noch der Batterie Damloup bemächtigen. Damit hatte aber ihr Vordringen auf der ganzen Front vor Verdun ihr Ende erreicht.

Mit dem Monat Juli war von den Alliierten die große Offensive an der Somme ausgelöst worden, was die Deutschen veranlaßte, Kräfte von Verdun nach diesem Frontteil zu verschieben. Dadurch wurden die Operationen vor Verdun gelähmt, und die beiden Gegner standen sich hier nur noch mit der Absicht gegenüber, möglichst viele Kräfte zu binden, was sie durch beidseitige kleinere Vorstöße zu erreichen suchten. Schließlich wurde aber die allgemeine Kriegslage der Deutschen zufolge der Entwicklung der Sommeschlacht und des Eintritts Rumäniens in den Krieg so kritisch, daß General Hindenburg, welcher an Stelle Falkenhayns zum Chef des Generalstabs der deutschen Heere ernannt worden war, am 2. September die Einstellung der Offensive gegen Verdun verfügte.

Die Deutschen suchten nun die vor Verdun erreichten Stellungen so gut wie möglich auszubauen, was aber wegen des ungünstigen Verlaufes der Front, die von allen Seiten flankiert war, nur sehr unvollkommen erreicht werden konnte, Die beiden Forts Douaumont und Vaux , welche die einzige größere und gesicherte Unterkunft hinter der deutschen Frontlinie boten, wurden ausgeräumt, gereinigt und wieder so gut als möglich in Verteidigungszustand gesetzt. Das Erstellen neuer Drahthindernisse um die Forts war aber unter dem französischen Artilleriefeuer sehr schwierig und mußte schließlich ganz aufgegeben werden. Die Stäbe wurden wiederum in diese Forts verlegt, und diese waren durch die allnächtlichen Durchzüge der Truppenablösungen, durch Träger und Meldeläufer und Leichtverwundete, die auf Abtransport warteten, stets so angefüllt, daß diese Ansammlungen eine große Gefahr für die Verteidigung der beiden Werke bildeten.

Unterdessen hatten die Franzosen eine große Gegenoffensive mit dem Hauptziel der Wiedereroberung der beiden Forts Douaumont und Vaux vorbereitet. Doch erlitten sie vorher noch einen schmerzlichen Verlust. Im Eisenbahntunnel unter dem Fort Tavannes waren ein Brigadestab, ein Infanteriebataillon und verschiedene Dienstzweige untergebracht und dazu noch Munition und anderes Kriegsmaterial. In der Nacht vom 6./7. September brach zufolge irgendeiner Unvorsichtigkeit eine Feuersbrunst in diesem Tunnel aus, wobei ein großer Teil der Mannschaften durch Erstickung und Verbrennung ums Leben kam. Auch viel Material wurde zerstört, und der ganze Dienstbetrieb in diesem Frontteil erlitt manche Störung.

Als die französische Gegenoffensive ausgelöst wurde, verlief die Frontlinie hart südlich des Ouvrage de Thiaumont über das Dorf Fleury, ca. 700 m vor dem Fort Souville durch und über die Batterie Damloup nach der Wœvre-Ebene. Vom Fort Douaumont war sie ca. 2 km, vom Fort de Vaux ca. 1 km entfernt.

Am 20. Oktober begannen die Franzosen die Artillerievorbereitung mit 600-700 Geschützen, worunter zwölf 400-mm-Mörser, die hier zum erstenmal in Tätigkeit traten und hauptsächlich die beiden Forts Douaumont und Vaux bearbeiteten. Am 23. Oktober durchschlug ein solches Geschoß im Fort Douaumont ein Kasemattengewölbe und drang in das darunter liegende Lazarett ein, wobei ein halbes Hundert Verwundete und das gesamte Sanitätspersonal den Tod fanden. Ein anderes Geschoß drang in ein Pionierdepot, entzündete die darin aufgestapelten Leuchtgeschosse, und die dadurch entwickelten Gase erfüllten alle Räume und Gänge dermaßen, daß der Aufenthalt im Fort unerträglich wurde und es geräumt werden mußte.

Am 24. 0ktober, 11.40 Uhr, erfolgte dann der Infanterieangriff mit drei verstärkten Divisionen unter Befehl des Generals Mangin. Ein dicker Nebel begünstigte den Angriff, machte aber die Orientierung schwierig. Im Sektor Douaumont wurden die Deutschen vollständig überrascht und ergaben sich in Masse. Die im Fort Douaumont verbliebenen 30 Mann und vier Offiziere, meistens Versprengte, welche hier Zuflucht gesucht hatten, ergaben sich ohne Widerstand, als die Franzosen in das Fort eindrangen. Im Sektor Vaux war dagegen der Widerstand der Deutschen hartnäckiger. Bis zum Abend des 24. mußten sie zwar ihre vordersten Linien und auch die Batterie Damloup räumen; die Franzosen gelangten an diesem Tage aber nicht ganz bis an das Fort de Vaux heran, und die Kämpfe dauerten hier die ganze Nacht durch an.

Am 25. Oktober, 10 Uhr, setzten die Franzosen mit zwei Bataillonen einen Sturm auf das Fort de Vaux an, nachdem ihre Artillerie das Feuer während mehrerer Stunden auf dasselbe konzentriert hatte. Dieses Feuer hatte aber nicht vermocht, die Maschinengewehre, welche die Deutschen auf der Kehlfront des Werkes installiert hatten, zu vertreiben, und der Sturm mißlang. Einige Patrouillen waren zwar bis auf das Fort gelangt, wurden hier aber niedergemacht, und von den beiden Bataillonen kehrten nur kleine Reste in der Nacht vom 25. zum 26. in die französischen Stellungen zurück.

In den folgenden Tagen nahm die Schlacht ihren Fortgang. Die französischen Divisionen, welche stark gelitten hatten, wurden von frischen abgelöst, und vom 28. Oktober bis 2. November wurden die Stellungen der Deutschen, ganz besonders das Fort Vaux, von der französischen Artillerie intensiv weiter bearbeitet. Anfangs konnten die Deutschen das Feuer noch kräftig erwidern; doch wurde es zusehends schwächer. Für den 3. November war von den Franzosen ein neuer Sturmangriff geplant worden; doch meldeten am 2. November ihre Flieger den Abzug der Truppen aus dem Fort, worauf es von den Franzosen besetzt wurde.

Das hauptsächlichste Ziel der großen französischen Gegenoffensive, die Wiedereroberung der beiden Forts Douaumont und Vaux, war damit erreicht. In den Kampfhandlungen trat nun eine Pause von mehreren Wochen ein. Die Franzosen zogen ihre schwere Artillerie nach und brachten sie hinter den eroberten Linien in Stellung. Dafür mußten sie aber in dem vollständig durchwühlten Gelände die zerstörten Straßen und Wege erst wieder instand stellen und neue Verteidigungslinien ausbauen, was viel Zeit in Anspruch nahm.

Mitte Dezember fand nochmals ein größerer Angriff der Franzosen statt, der die Deutschen auf dem Ostufer der Maas weiter zurückdrängte. Auf dem Westufer kam es im Laufe des Winters auch noch mehrfach zu Kämpfen, die aber nur örtliche Bedeutung hatten. Erst im August 1917 gelang es dann den Franzosen, die Deutschen bis in die Ausgangsstellung ihrer Offensive von 1916 zurückzudrängen, und so blieben die Stellungen dann bis zum Schlusse des Krieges verankert.

Betrachtungen.

Für ihre Offensive haben die Deutschen bei Verdun nach und nach 56 ½ Divisionen eingesetzt, wovon die meisten mehreremal in die Front vorgezogen worden sind. Daß sie in den Ende Juni erreichten Stellungen sich bis Oktober halten konnten, ist nur der allgemeinen Erschöpfung, die auch bei den Franzosen eingetreten war, zuzuschreiben. Wäre die unhaltbare, von allen Seiten flankierte Stellung etwas zurückgenommen worden, so hätte der französische Gegenangriff voraussichtlich weniger Erfolg gehabt und den Deutschen jedenfalls nicht so schwere Verluste an Menschen, Material und hauptsächlich Moral gekostet.

Der Kampf um Verdun darf wohl als die blutigste Episode des ganzen Weltkrieges angesehen werden. Auf einer Frontlänge von 20 km betrugen die Verluste an Toten, Verwundeten und Gefangenen für die Franzosen und die Deutschen zusammen nahezu 2 Millionen. Davon sind 400 000 tot liegen geblieben, und von diesen konnten 300 000 nicht einmal identifiziert werden.

Daß die beiden Forts Douaumont und Vaux gegen Ende des Jahres 1916 nur noch unförmliche Trümmerhaufen bildeten, ist nicht verwunderlich, da sie während neun Monaten abwechselnd von den Deutschen und den Franzosen, von diesen zudem von der Kehlseite her, beschossen worden sind.

Das Fort Douaumont soll im ganzen ca. 120 000 Schüsse aller Kaliber erhalten haben, darunter eine große Zahl des deutschen 42-cm- und des französischen 400-mm-Kalibers. Trotz dieser unerhörten Beschießung waren von der Kaserne, welche in der obern Etage aus 18, in der untern aus 12 Kasematten bestand, nur fünf Kasematten unbewohnbar geworden, und alle Panzertürme des Forts konnten nach der Wiederbesetzung durch die Franzosen in kurzer Zeit wieder in kampffähigen Zustand gebracht werden.

Das Fort Vaux hatte ebenfalls eine ungeheure Zahl Treffer, auch der größten Kaliber, auszuhalten gehabt, und dennoch sind alle seine Wohnkasematten bewohnbar geblieben, da deren Betoneindeckungen nirgends durchschlagen worden waren.

Ein anderes an der Ostfront von Verdun gelegenes Fort, das Fort Moulinville, hat ebenfalls den Beweis geleistet, daß es möglich ist, Festungswerke zu erstellen, die einer Beschießung selbst der modernsten Belagerungsartillerie widerstehen können. Die Fernkampfgeschütze dieses Forts waren den Deutschen für ihre Bewegungen in der Wœvre-Ebene hinderlich gewesen, weshalb sie diese Geschütze zum Schweigen zu bringen suchten und dazu auch ihre schwersten Kaliber einsetzten. Schon nach kurzer Zeit ist die Kehlkaserne dieses Forts, welche 2 m dicke Mauerwerksgewölbe hatte, die mit einer 6 m dicken Schicht Erde eingedeckt waren, unbewohnbar geworden. Die Franzosen mußten deshalb während der ersten Beschießungen einen Teil der Besatzung aus dem Fort herausziehen. Sie legten dann aber neue, unterirdische Wohnräume im Fort an, und in diesen fand die Besatzung vollständig gesicherte Unterkunft. Im Verlaufe der verschiedenen Beschießungen sollen 330 Geschosse des 42-cm-, 770 Geschosse des 30,5-, 28- und 21-cmKalibers, sowie 4700 Geschosse der mittlern Kaliber auf das Fort verschossen worden sein. Daß durch diese Beschießungen der Kampfwert des Forts wenig eingebüßt hat, geht schon daraus hervor, daß seine aktive Feuertätigkeit nie lahmgelegt worden ist. Es sollen bis 6, September aus dem 155-mm-Kanonen-Turm nahezu 6000, aus dem 75-mm-Kanonen-Turm etwas über 12000 Schüsse abgegeben worden sein. Es kamen zwar öfters Verklemmungen dieser Türme durch Sprengstücke und Betontrümmer vor, doch konnten die Hemmungen jeweilen rasch behoben werden.

Das Fort  Souville soll auch nahezu 40000, das Fort Vacherauville 8.000-9.000 Geschosse aller Kaliber erhalten haben, ohne daß der Kampfwert dieser beiden Forts dadurch stark herabgemindert worden wäre. Die permanenten Befestigungswerke haben sich also, wie aus obigem hervorgeht, voll und ganz bewährt. Sie allein blieben unter dem fürchterlichen Geschoßhagel stehen, während alle andern Verteidigungsanlagen weggefegt wurden.

Von ihrer Landesbefestigung, speziell an der Ostfront, haben die Franzosen operativ großen Nutzen gezogen. Diese hatte zunächst die Deutschen veranlaßt, durch Belgien vorzustoßen, und dadurch England den Anlaß gegeben, sich als Gegner Deutschlands den Alliierten anzuschließen. Die Befestigungen der Ostgrenze ermöglichten es den Franzosen ferner, als der Vormarsch der deutschen Hauptkräfte durch Belgien erkannt worden war, die rasche Verschiebung von Truppen vom rechten an den linken Flügel der Armeeaufstellung vorzunehmen. Die Festung Belfort diente dem rechten Flügel der französischen 1, Armee als gesicherte Ausfallpforte; denn von hier aus sollten die Franzosen durch die südlichen Vogesen nach dem Oberelsaß vorgehen, die Rheinbrücken zerstören und unter Abschluß von Neubreisach nach Norden vorstoßen. Diese Absicht wurde dann aber durch die Erfolge der Deutschen auf dem nördlichen Kriegsschauplatz verunmöglicht. Die französische 2. Armee fand, wie wir gesehen haben, nach der Schlacht in Lothringen an den Festungen Toul und Epinal sowie an den Befestigungen von Nancy einen sichern Schutz. Und die Festung Verdun wurde schließlich zum unbezwinglichen Eckpfeiler der ganzen Westfront.

In Nordfrankreich hat es sich dagegen sehr gerächt, daß die Franzosen über kein vollwertiges Befestigungssystem verfügten. Die Festungen Longwy und Charlemont fielen schon der schweren Artillerie des deutschen Feldheeres zur Beute, und Maubeuge hätte auch mehr leisten können, wenn es neuzeitlicher ausgebaut gewesen wäre. Alle übrigen Festungen der Nordgrenze wurden wegen ihrer Rückständigkeit von den Franzosen freiwillig geräumt.

Die Festung Paris war auch nicht auf der Höhe der Zeit, hat aber den Franzosen gute Dienste geleistet als Basis für das Vor- und Zurückgehen der Feldarmee und als Bedrohung des rechten Flügels der nach Süden vorgehenden deutschen 1. Armee.

Daß übrigens selbst veraltete, kleine Sperrbefestigungen als Stützpunkte einer von der Feldarmee verteidigten Front auch heute noch durch Beschießung allein nicht bezwungen werden können, haben die Kämpfe auf den Côtes de Lorraine und bei Saint-Mihiel gezeigt.

Zur Verbesserung der Befestigungen der Ostgrenze soll Frankreich seit dem 70er Krieg ungefähr 400 Millionen ausgegeben haben. Es entspricht das annähernd den Kosten, die ihm drei bis vier Kriegstage ausgemacht haben. Es wird deshalb wohl kaum behauptet werden können, daß sich diese Kosten nicht gut bezahlt gemacht haben."

Quelle: Genieoberst J.Rebold, ehem. Chef des eidg. Festungsbaubureau "Die Festungskämpfe im Weltkriege" 1938

Letzter Stand: 07.11.2016