Jugoslawien

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Das durch die Pariser Vorortverträge in den Jahren 1919/20 geschaffene Gebiet des jugoslawischen Staates umfasste 247542 qkm. Dieser Raum zählt zu den geschichtlich ältesten, umstrittensten und wechselvollsten Durchzugs- und Siedlungsgebieten Europas. Die Römer waren die ersten Kolonisatoren des Landes. Sie nutzten die fruchtbaren Niederungen und den Wald- und Erzreichtum der Gebirge aus, schufen kunstvoll angelegte Heerstraßen und errichteten Festungswerke und Wachtürme zur Beherrschung des Landes.

Quelle: Denkschrift über die jugoslawische Landesbefestigung, OKH, Gen.St.d.H. 1941

Nach den Römern beherrschten Germanen, Ungarn und vor allem die Türken diesen Raum. An der Adriatischen Küste fielen die Venezianer ein und rodeten die Urwälder der Küste und des Hinterlandes für den Bau ihrer meerbeherrschenden Kriegs- und Handelsflotten. Durch diesen Raubbau wurden die Randgebiete des Balkans vollkommen entwaldet und verkarsteten.

Erst im Jahre 1867 zogen die Türken aus Belgrad ab. Auf dem Berliner Kongress 1878 wurde das Gebiet Altserbiens den Serben zugesprochen, die es 1882 zum Königreich erhoben. 1908 annektierte Österreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina, was den Brand auf dem Balkan schwelen ließ. Schließlich ließ die Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares in Sarajewo den ersten Weltkrieg ausbrechen. Nach dem Ausgang des 1. Weltkrieges wurde aus dem Königreich Serbien und den hinzugetretenen Gebieten das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gebildet, das seit 1929 Königreich Jugoslawien genannt wurde. In diesem willkürlich zusammengesetzte Vielvölkerstaat ergaben sich naturgemäß große inneren Spannungen.

Jugoslawien erbte den größten Teil der von deutschen und österreichischen Truppen zurückgelassene Heeresausrüstungen. Es stellte mit Unterstützung der Entente ein verhältnismäßig großes Heer auf, das unter rein serbischer Führung stand und somit auch der inneren Befriedung diente. Die im jugoslawischen Raum vorhandenen Befestigungen nach dem 1. Weltkrieg waren alle veraltet, verfallen und bedeutungslos. Einige wurden als Magazine oder Unterkunft weiter genutzt. Es fehlte dem Heer zudem auch an Überlieferungen, Erfahrungen und an ausgebildetem Personal für den Festungsbau.

Erst einige Jahre nach der Bildung des Staates ließ die Entwicklung der außenpolitischen Lage es der jugoslawischen Heeresleitung ratsam erscheinen, den Ausbau einer Landesbefestigung Jugoslawiens ins Auge zu fassen, der dann mit Grenzsicherungen in Angriff genommen wurde. Die Planung der Befestigungsfronten erfolgte durch den Hauptgeneralstab. Nach Erkundungen und Besprechungen im Gelände, mitunter auch nach Übungen mit Truppenverbänden, wurden die von der Kommission für Befestigungen ausgearbeiteten Pläne und Anträge vom Minister für Heer und Marine genehmigt und die entsprechenden Ausbaumittel beschafft. Die Studien, Entwürfe und Planungen zur jugoslawischen Landesbefestigung sind vielfach nur Nachahmungen oder Wiederholungen ausländischer Vorbilder.

Der Ausbau der jugoslawischen Landesbefestigung erfolgte in fünf zeitlich aufeinander folgenden Entwicklungsstufen, die mit den unmittelbaren politischen Ereignissen seit dem Ende des 1. Weltkrieges in Zusammenhang stehen:

  1. 1918-1926 werden aufgrund der Schwächung aller Kriegsparteien des 1. Weltkrieges nur die alten österreichischen Küstenbefestigungen instand gehalten.

  2. 1926-1935 wird das durch den Faschismus erstarkte Italien zur Bedrohung. Es wird eine Art Maginot-Linie im Laibacher Becken gegen Italien geplant.

  3. 1935-1937 die Erstarkung Ungarns, das sich auch noch an Italien politisch annäherte, führte zu einer Befestigung der Nordgrenze gegen Ungarn.

  4. 1937-139 Nach Bildung der Achse Rom-Berlin musste Jugoslawien auch die West-, Nordwest- und Nordgrenze rasch durch mehrere Befestigungslinien befestigen.

  5. 1939-1941 steht Jugoslawien insbesondere nach der Kapitulation Frankreichs allein da. Das Land musste sich nun ganz auf eine Defensive umstellen und setzt seine ganze Kraft für die Landesbefestigung ein.

Der Mangel an Baustoffen und geschulten Arbeitskräften hinderte jedoch den beabsichtigten großzügigen Ausbau der ausgedehnten Fronten, so dass im April 1941 nur ein teil der geplanten Befestigungsarbeiten fertig gestellt war.

An Ausbauarten können leichter, mittlerer und schwerer Ausbau unterschieden werden. Die Ausbauarten sind jedoch nicht scharf auseinander gehalten, sondern die leichteren Bauformen finden sich als ergänzende Kampfanlagen in der schweren Ausbauart wieder. Auch die tatsächlichen Ausbaustärken weichen vielfach von den vorgeschriebenen Abmessungen ab.

Letzter Stand: 07.11.2016