Calais

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"Calais ist wegen seiner beschränkten Hafenanlagen nur ein Stützpunkt geringerer Bedeutung; in erster Linie vermittelt es den Fahrgast- und Eilgutverkehr zwischen dem Festland und England. Mit Dover besteht dreimal täglich Postdampferverbindung.

Die Stadt hat 72.000 Einwohner. Der Warenumschlag betrug 1938 763.000 Tonnen und zwar 590.000 Tonnen an Einfuhr (davon entfallen etwa 98,5% auf den Überseeverkehr und 1,5% auf den Küstenverkehr) und 173.000 Tonnen an Ausfuhr (davon 36% Übersee- und 64% Küstenverkehr). Der Schiffsverkehr (nur anlaufend) belief sich auf 2.120 Schiffe (einschl. Segler) mit insgesamt 1.522.000 N.R.T. Der Fahrgastverkehr betrug 526.000 Menschen, fast ausschließlich im Englandverkehr. Haupteinfuhr: Mineralien, Holz, Kohle, Koks. Hauptausfuhr: Baumaterialien, Mineralien.

Calais ist Standort eines Bataillons Infanterie. Die Stadt ist von starken Feldschanzen mit 10 m hohen Ziegelmauern umgeben, die von 10m breiten Wassergräben eingefasst sind. Diese Anordnung lässt Calais leicht aus der Luft ausmachen.

 Verteidigungsanlagen 

  1. Bastion 1, östlich der Hafeneinfahrt gelegen, hat als Bestückung zwei ältere 28 bis 30cm Geschütze.

  2. Auf dem Artillerie-Schießplatz steht eine Flakbatterie von 4 Geschützen.

  3. Nordöstlich von Bastion 1 befindet sich eine neue Befestigungsanlage. Wahrscheinliche Bewaffnung: vier leichte bis mittlere Geschütze.

  4. Bastion 2, an der Nordostecke der Kernumwallung, ist mit drei 20cm Geschützen bestückt. Leitstand. Hinter den Geschützen sind kasemattenartige Schutzbauten.

  5. Bastion 3, südlich von Bastion 2, dient letzterer als Munitionsdepot.

  6. Bastion 4, wieder südlich gelegen, ist mit vier 3,7cm Flak bestückt.

  7. Bastion 5, südlich von Bastion 4, hat ebenfalls 4 Flak als Bestückung.

  8. Die Bastionen 6, 7 und 8 im Südosten und Süden der Stadt, sind verfallen.

  9. Bastion 9 ist mit vier 7,5cm Flak bestückt.

  10. Bastion 10 ist gut erhalten, aber aufgelassen.

  11. Bastion 11 hat als Bestückung vier mittlere bis schwere Geschütze sowie vier Flak.

  12. Bastion 12, westlich der Hafeneinfahrt, ist mit vier 10cm Geschützen bestückt.

  13. Südwestlich zu Bastion 12 befindet sich eine Seezielbatterie mit vier mittleren bis schweren Geschützen.

  14. Batterie Lapin, etwa 1200m westlich der Bastion 11, tragt als Bewaffnung vier 15cm Geschütze mit Panzerschutzschilden. Zwischen der Batterie und der Semaphorstation befindet sich in dem großen Dünenhügel ein Munitionsdepot. Bei der Semaphorstation sind zwei Scheinwerfer aufgestellt.

  15. Eben südlich der Batterie Lapin liegt das alte Fort Lapin, das wahrscheinlich nicht mehr bestückt ist.

  16. Eben östlich des alten Fort Nieulay befindet sich eine Flakbatterie von vier Geschützen.

  17. Am Nordwall der Zitadelle sind vier Flak aufgestellt.

  18. Etwa 2 km südlich von Bastion 6 befindet sich dicht an der Bahnlinie nach St. Omer eine Flakbatterie von drei 7,5cm Flak."

Quelle: M.Dv. 903/2 "Fremde Marinen - Frankreich / Heft 2; 1.Marinebezirk Cherbourg" des Oberkommandos der Kriegsmarine vom 1. Januar 1940

 

Quelle: M.Dv. 903/2 "Fremde Marinen - Frankreich / Heft 2; 1.Marinebezirk Cherbourg" des Oberkommandos der Kriegsmarine vom 1. Januar 1940

 

"Calais, das von englischen Truppen verteidigt wurde, erlag nach mehrtägigen sehr harten Kämpfen am 26.5.1940 dem Angriff der 10. Panzerdivision, die damals dem XIV. A.K. unterstellt war. Der Kampf musste unter feindlichen Fliegerangriffen und unter dem Feuer englischer Zerstörer durchgeführt werden. Die 10. Panzerdivision setzte am 23. Mai mit zwei Kampfgruppen aus westlicher und südlicher Richtung gegen Calais an (Schützenbrigade 10 und Schützenregiment 69). Der am 24. Mai von Westen her versuchte Handstreich brachte keinen Erfolg; doch gelang es der deutschen Artillerie, zwei feindliche Batterien zum Schweigen zu bringen. Im Morgengrauen des 25.5. traten beide Kampfgruppen an, um den am Vorabend in Fluß gekommenen Angriff weiterzutragen. Auf Befehl des OKH durften Panzerwagen in Ortskämpfen nicht mehr verwandt werden, dafür wurde die Mitwirkung der schweren Korpsartillerie und von Stuka zugesichert. Im Lauf des Tages gewann der schwierige Angriff in beiden Richtungen Raum, doch gelang es an diesem Tage nicht mehr, die Altstadt (Nordteil), die Zitadelle und das am Hafen liegende Fort Risban zu nehmen. Der englische Kommandant lehnte am Nachmittag die Übergabe ab mit der Begründung: „Für den englischen Soldaten besteht die Verpflichtung zu kämpfen ebenso wie für den deutschen“. In dem unübersichtlichen Gewirr von Fabriken, Gärten und Gassen der Altstadt ging der Angriff am 25.5. früh mit starker Artillerieunterstützung Schritt für Schritt weiter, hauptsächlich gegen Hafen und Zitadelle. Der zäh und verbissen fechtende Verteidiger machte Gegenstöße und schoß von den Dächern und aus Häusern. Erst am Nachmittag des 26.5. waren die Stützpunkte der Verteidigung mit 20.000 Gefangenen, worunter sich viele versprengte Franzosen, Niederländer und Belgier befanden, in deutscher Hand. Bei der Einnahme des Hafens wurde auch das wichtige „Europakabel“ aufgefunden, so daß diese Verbindung nach England unterbrochen werden konnte."

Quelle: Oberkommando des Heeres vom 01.10.1940: "Denkschrift über die französische Landesbefestigung"

 

Letzter Stand: 06.11.2016