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Die Entwicklung der Bauformen in der niederländischen Landesbefestigung nach dem ersten Weltkrieg läßt vier Stufen erkennen. Der Ausbau bis 1935 beschränkte sich auf die Herstellung einzelner Kasematten in den völlig veralteten Forts der "Festung Holland" und der "Stellung Amsterdam" sowie auf den Bau der Werkgruppen "Kornwardersand" und "Den Oever" auf dem Abschlußdamm des Ijssel-Meeres.

In den Jahren 1936 bis 1938 wurden ausschließlich Pak- und MG-Schartenstände zur Sicherung der wichtigen Brücken über Maas, Ijssel, Kanäle Wessem-Nederweert und Zuid-Willems-Vaart, Bergsche Maas und Hollandsch Diep gebaut. Obwohl alle Kampfanlagen die gleiche engbegrenzte Aufgabe hatten, wurden die Entwürfe nicht zentral vom Geniestab, sondern von den Ingenieuren der Genietruppen aufgestellt. Infolgedessen kamen keine Regelbauten zustande. Da zu diesem Zeitpunkt die niederländische Reichswasserverordnung gegen den Einbau der Kampfanlagen in die Deiche Einspruch erhob, die Deiche aber überschossen werden mussten, wurde die Lösung in turmartigen Bauwerken gefunden, die bis zu vier Stockwerke hoch waren. Ihre Anordnung hinter den Deichen konnte im allgemeinen nur offen, unter Verzicht auf wirksame Tarnung vorgenommen werden.

In erster Dringlichkeit wurden vielfach als Regelbauten ausschließlich Schartenstände und Kasematten kleinster Abmessungen für MG in geringer Ausbaustärke gebaut. Zu einer geplanten Ergänzung der Anlagen durch Unterstände für die Kampfbesatzungen ist es nicht mehr gekommen. Für MG wurden Einschartenpanzertürme entwickelt und gebaut. Da die Panzerfertigung für den gesamten Ausbau nicht ausreichte, entstanden daneben einige wenige betonierte Schartenstände mit 1 bis 7 Scharten. Sämtliche Bauwerke haben nur einen Kampfraum mit kleinsten Abmessungen, dagegen keine Einrichtungen für Bereitschaft und Ruhe. Für Pak waren ähnliche Schartentürme in der Entwicklung, aber bis zum 2. Weltkrieg nicht gebaut.

MG-Kasematte

Diese MG-Kasematte diente besonders zur Flankierung der Fronthindernisse und war mit 1 lMG oder 1 sMG ausgerüstet. Sie wurde vor allem in der Peel-Stellung, häufig in der Maas-, Ijssel-Stellung und vereinzelt in der Grebbe-Stellung gebaut. Im ganzen wurde sie 214 mal gebaut und besaß eine Besatzung von drei Mann. Nahverteidigung nur rückwärts durch Gewehrscharte in der Eingangstür.

 

Dreischartenstand für lMG

Der Dreischartenstand für lMG, von den Niederländern "spinnekop" genannt, ist die in allen Stellungen, ausgenommen "Neue Wasserlinie" und "Zeeland", am häufigsten gebaute Kleinkampfanlage. Insgesamt wurden 675 Dreischartenstände gebaut. Besatzung 3 Mann. Zur Nahverteidigung dient eine Gewehrscharte in der Eingangstür. Beobachtung nur durch die Scharten. Der Zugang zum Kampfraum erfolgte unmittelbar von außen.

 

Dreischartenstand für sMG

Der Dreischartenstand für sMG wurde in nur geringer Anzahl (45 Stück) in der Maas-, Grebbe- und Peel-Ram-Stellung gebaut. Der Eingang lag in der Rückwand, Zugang unmittelbar vom Freien. Diese  Dreischartenstände haben sich nach Aussage der Niederländer nicht bewährt. Sie wurden infolge der Frontalscharten schnell erkannt und durch Schartenbeschuß mit Pak und MG außer Gefecht gesetzt oder durch Beschuß mit 8,8cm Flak völlig zerstört.

 

Mehrschartenstand für lMG

In der Regel als Sieben-, aber auch als Fünfschartenstand gebaut. Sie sind als Notlösung zu betrachten und sollten die ursprünglich vorgesehenen Panzertürme mit mehreren Scharten ersetzen, die wegen Fertigungsschwierigkeiten nicht rechtzeitig geliefert werden konnten. 57 dieser Schartenstände wurden in der Küstenfront der "Festung Holland" und vereinzelt in der "Neuen Wasserlinie" gebaut. Die Besatzung bestand aus drei Mann. Für Nahverteidigung gab es keine Vorkehrungen. Die Beobachtung erfolgte über die Scharten. Die geringe Ausbaustärke und die zahlreichen Scharten in Verbindung mit der vorgesehenen schwachen Bewaffnung kennzeichnen den Entwurf als nicht ausgereifte Versuchslösung.

 

Pak- und MG-Schartenstand

Zur Sicherung der wichtigen Straßen- und Eisenbahnbrücken wurden 83 dieser ein- bis viergeschossigen Pak- und MG-Schartenstände gebaut. Mehrgeschossige Ausführung nur, um Dämme und Deiche überschießen zu können. Besatzung 10 bis 13 Mann. Waffenausstattung 1 Pak, 1 sMG, Einsatz frontal oder flankierend. Beobachtung durch Rundblickfernrohr und aus den Scharten. Zur Nahverteidigung diente eine Gewehrscharte in der Eingangstür; kein Notausgang.

 

Pak- und MG-Schartenstand

Zweigeschossiger Pak- und MG-Schartenstand. Die Munitions- und Maschinenräume befinden sich im Untergeschoß. Der MG-Tisch ist aus Eisenbeton. Die Pak- und MG-Schartenstände wurden nicht als Regelbauten ausgeführt, sondern je nach Örtlichkeit besonders entworfen. Sie haben sich, wie die Kämpfe 1940 zeigten, nicht bewährt, da sie infolge ihres hohen Aufzugs und der Schwierigkeit guter Tarnung schnell erkannt und durch Pak und Flak niedergekämpft wurden.

 

Einscharten-Panzertürme für MG

Die in der niederländischen Landesbefestigung eingebauten Einscharten-Panzertürme für l.MG und s.MG verdanken ihr Entstehen dem Bedürfnis nach einer fabrikmäßig leicht herzustellenden, einfachen Kampfanlage, deren Einbau wenig Baustellenarbeit erfordert. Einbau der Fertigung mit 100mm Panzerstärke in großer Zahl (604 Anlagen) in der Maas-Ijssel-, Peel-Ram- und Grebbe-Stellung, vereinzelt auf Zeeland und an der Küste in Anlehnung an die bestehenden Küstenbefestigungen. Die Fertigung mit 140mm Panzerstärke wurde 92mal in der „Neuen Wasserlinie“ und in der „Südwasserlinie“ eingebaut. Der Einsatz des Panzerturms erfolgte frontal oder flankierend je nach Aufgabe mit fünf verschiedenen, von der Eingangsachse abweichenden Schußrichtungen. Die Besatzung betrug drei Mann. Der Schusswinkel bei Einsatz der Waffe auf Feldlafette betrug 35°, mit Kugelkopfschartenverschluß 40°. Die Beobachtung erfolgte nur durch die Scharte; Rundblickfernrohr im Deckendurchbruch vorgesehen, aber nicht eingebaut. Die Eingänge waren je Örtlichkeit in unterschiedlicher Höhe angeordnet. Vor dem Eingang lag meistens ein Behälter mit Kühlwasser für das MG.

Bei den Kämpfen um die einzelnen Stellungen verrieten sich die Einscharten-Panzertürme meist erst bei Feuerabgabe. Sie wurden durch Beschuß mit MG niedergehalten. Pak-Beschuß hatte nur bei Volltreffer in die Scharten Erfolg, während die 8,8cm Flak bei senkrechtem Auftreffen die Panzer durchschlug.

 

Unterstände

In der "Neuen Wasserlinie" und in der "Südwasserlinie" wurden in großer Zahl (700 Anlagen) Gruppenunterstände gebaut. Besatzung 13 Mann. Zur Nahverteidigung diente eine Gewehrscharte nahe dem Eingang (nur in einzelnen Unterständen eingebaut). Für Beobachtung Rundblickfernrohr in Deckendurchbruch vorgesehen, aber nirgends eingebaut. Während der Durchführung des Ausbaues verringerte man wegen Baustoffmangels die Ausbaustärke um etwa ¼ der ursprünglichen Stärke. Die Decke ist im Verhältnis zu den übrigen Abmessungen stark (2,15 m) und nach den Seiten pyramidenförmig abgeschrägt, um ein Abgleiten der Fliegerbomben zu begünstigen. Der Eingang ist gebrochen, Notausgang fehlt. Die im Bild sichtbaren Haken dienen zum Befestigen von Tarnnetzen.

 

Letzter Stand: 06.11.2016