Epinal

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"Die Bedeutung der Festung liegt weniger in einer Unterbrechung wichtiger Eisenbahnlinien; denn einmal führen beide Staaten geradeswegs verbindende Schienenstränge überhaupt nicht durch die Festung; dann sind die auf Umwegen Epinal durchlaufenden Linien nahe der Grenze und weiter rückwärts, im Inneren des Landes, nochmals durch Befestigungen gesperrt. Der Hauptwert der Festung ist in ihrer Eigenschaft als starker linker Flügelpunkt des befestigten Abschnitts der oberen Mosel zu suchen; sie begünstigt sowohl eine Offensive in östlicher Richtung, wie, aus ihrem tief angelegten Fortgürtel heraus, eine solche gegen die Flanke eines oberhalb oder vor allem unterhalb vorbeimarschierenden Feindes. Diesem Offensivcharakter entsprechend, hat die Festung in ihrem Bereich 7 feste Brücken über die Mosel.

Die Befestigungen liegen beiderseits der Mosel, deren Ufer im Süden schroffe steile Hänge zeigen, die sich weiter im Norden verflachen. Das Gelände hat, besonders im Süden, Gebirgscharakter mit tiefen Tälern und großen dichten Waldungen. Die Bewegung größerer Lasten außerhalb der Wege wird durch längeren Regen erschwert. Eine besondere Bedeutung für den Verteidiger hat der Canal de l’Est. Indem er an der Nordwest- und Westfront feindwärts entlang läuft, bildet er, bis die Schleusen zerstört sind, ein starkes Fronthindernis für den Angreifer.

Die Hauptkampflinie liegt in der Linie der Forts. Auf dem rechten Mosel-Ufer ist eine 2. Verteidigungslinie mit dem Fort de la Voire als Stützpunkt vorgesehen. Eine Kernbefestigung ist nicht vorhanden. Die Festung hat 46 Kilometer Umfang.

Vorgeschobene Stellungen sind im Frieden nicht ausgebaut; im Armierungsfall wird wahrscheinlich auf der Nordostfront der Abschnitt des Durbion-Baches zu nachhaltiger Verteidigung eingerichtet.

Die Hauptkampflinie besteht aus 16 Forts, 1 Zwischenwerk, 27 Infanteriewerken, zahlreichen Batterien. Die Nordost-, Nord- und Nordwestfront sind seit 1906 im Umbau, der auf dem rechten Ufer beendet ist. Die Forts Adelphes (O), Deyvillers (O), Longchamp (NO) und Dognéville (N) haben Hohlräume in Eisenbeton, Zwischenraumstreichen, äußere Grabenwehren und Sturmabwehr- und Beobachtungspanzer erhalten. Ebenso verstärkt wird das Fort Uxegney (NW). Die Forts la Grand Haye (N) und Girancourt (NW) haben bombensichere Unterkunft für die Besatzung, sind aber sonst, ebenso wie die anderen Forts, unverstärkt und haben innere Grabenwehren. Sämtliche Forts sind mit Drahthindernissen umgeben. Das Zwischenwerk im Bois d’Arches (S) ist neuester Art, hat Flankierung vom Wall. Die Infanteriewerke sind nach Art verstärkter Schützengräben angelegt und umschließen häufig einen bombensicheren Untertreteraum. Im Südosten ist die Infanterielinie zur Abwehr eines gewaltsamen Angriffs durch Anlage von Schützengräben geschlossen. Auf der Nordostfront befinden sich mehrere Schützengräben mit Betonbrustwehr und teilweise stählerne Kopfschilden.

Die Batterien sind meist eingeschnitten. Die stehengebliebenen hohen Batterien dienen vielleicht als Scheinstellungen. Im Fort Longchamp befindet sich ein Hartgußpanzerturm für 2 lg. 155 mm Kanonen. In der Nähe des Forts Longchamp ist der Bau einer Panzerbatterie geplant.

Die Anlage einer zurückgezogenen 2. Linie ist vorbereitet: anschließend an Fort Adelphes über Fort Voivre-Brtr. Sud de Dogneville. Fort Voivre ist nicht verstärkt.

An Stelle einer Kernbefestigung sind Gruppen von Infanterielinien und Batterien auf den Höhen beiderseits der Mosel etwa 1½ km vorwärts der Stadt vorhanden, als Anfänge einer im Armierungsfall zu bauenden weiteren inneren Verteidigungslinie.

Die Werke und Batterien sind unter sich und mit der Festung durch Festungseisenbahn, Telegraph und Telephon verbunden. Auf dem linken Ufer südwestlich der Stadt befindet sich eine Funkenstation; auf demselben Ufer liegt eine Luftschiffhalle. Ein Flugplatz befindet sich auf dem rechten Ufer nördlich der Stadt.

Die Besatzung beträgt 40000-45000 Mann, einschließlich einer Reserve-Division des VII. Armeekorps und wahrscheinlich 4 aktive Bataillone. Die Geschützausrüstung beträgt rd. 1000 Geschütze, darunter etwa 500-550 Kampfgeschütze. In Epinal lagern Teile eines Artillerie-Belagerungstrains."

Quelle: Großer Generalstab 4. Abteilung "Die französischen Befestigungen gegen Deutschland und die Grundzüge ihrer Verteidigung" Nr. 492 Geheim 1913

Wehrturm und Reste der Stadtmauer

Wehrturm und Reste der Stadtmauer

Die geschleifte Burg

Blick von der Burg auf die Stadt

Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 wird um Epinal nicht gekämpft, am 12.09.1870 wird die Stadt von deutschen Truppen eingenommen. Die Annektion von Elsaß und Lothringen durch das Deutsche Reich rückt Epinal in das Interesse von Militär und Wirtschaft. Der Verlust der Länder führt zu einer Flucht und Ansiedlung von Textil- und Papierindustrie in der Stadt. Für das Militär ist die Gegend günstig, um durch einen Festungsgürtel die Ostgrenze Frankreichs zu sichern. Neben Epinal dienen Verdun, Toul und Belfort mit ihren Festungsgürteln dem Aufmarsch der französischen Armee im Falle einer erneuten Auseinandersetzung mit dem Deutschen Reich. 

Die Gürtelfestung von Epinal war im Jahre 1914 die modernste unter den von Sèrè des Rivières konzipierten Festungen. Es waren insgesamt 17 Forts, darunter 7 modernisierte, etwa 70 Batterien, 12 Kampfunterstände, 3 zentrale Depots, acht Kasernen, drei optische Signalposten und ein Militärkrankenhaus vorhanden. Die Bewaffnung der Festung betrug etwa 600 Geschütze. In Friedenszeiten besaß die Garnison eine Stärke von 17.000 Mann, die im Mobilisierungsfall auf etwa 70.000 Mann anstieg.

Fort de Dogneville

Fort de Longchamp

Fort des Adelphes

Fort de Razimont

Fort de la Mouche

Fort du Bambois

Fort des Friches

Fort du Roulon

Fort du Tièha

Fort de Girancourt

Fort de Sanchey

Fort de la Grande Haye

 

 

"Die Stadt Epinal, auf beiden Seiten der Mosel gelegen, ist selbst nicht befestigt, d.h. es fehlt die Stadtumwallung, dagegen ist es mit einem äußerst starken Fortsgürtel umgeben. Die Stadt ist im Osten und Westen von ausgedehnten Waldungen umgeben, während sich im Norden und Süden recht beträchtliche Höhen vorfinden. Zahlreiche Verbindungen aus allen Richtungen vereinigen sich in Epinal. Die Forts im Süden von Epinal beherrschen die Eisenbahnen nach Langres, Troyes, Melun, und nach Dijon, Besoul und Lyon, sowie nach Belfort, Montbeliard, Besancon.
Das nördlichst gelegene Fort ist das bereits erwähnte Fort von Dogneville, welches auf einem ziemlich hohen Berge erbaut ist, der in eine das ganze Land beherrschende Spitze ausläuft; das Fort bestreicht sowohl den Lauf der Mosel, als auch den Ostcanal und die Eisenbahn nach Nancy.
Östlich von diesem Fort liegt das Fort Longchamps mit der Batterie Sainte-Limon, welches die nach Rambervilliers führenden Straßen unter feuer nimmt; dieses wie das erstgenannte Fort sind von Batterien umgeben. Es sind dies wahrscheinlich die unter dem Namen „Batteries de Saint-Andrien“ in der Liste A zum Gesetz vom 27. Mai 1889 aufgeführten Werke; es hat sich dies an der Hand des uns zugänglichen Materials nicht feststellen lassen.
Zwei große Redouten (ouvrages de la justice), von denen die eine nördlich des Dorfes Deyvillers, die andere südlch desselben liegt, verbinden das Fort Longchamps mit dem Fort Razimont nebst der Batterie Carrieres, welches am weitesten nach Osten vorgeschoben ist. Dieses Fort ist an dem Rande des Stadtwaldes von Epinal erbaut und bestreicht die Straßen nach dem Walde von Mortagne, nach den Vogesen und Saint-Dié. Ein wenig weiter südwestlich befindet sich das auf der gleichnamigen Höhe gelegene Fort Mouche nebst Anschlußbatterie, welches den südlichen Theil des Stadtwaldes und den Lauf der Mosel bestreicht, die sich hier scharf nach Osten wendet.
Das große Fort Arches, am meisten nach Süden hinausgeschoben, liegt auf den nördlichen Ausläufern des Höhenzuges der Monts-Faucilles auf dem linken Moselufer. Es ist das erste Fort auf diesem Höhenzuge, welcher die Verbindung der Fortgürtel von Epinal und Belfort darstellt; es beherrscht die Eisenbahnen und Straßen nach Osten auf Bruyères und Fraise, sowie das Hochgebirge der Vogesen zwischen Gérardner und Colmar."

Quelle: General Cosseron de Billenoisy „Die Befestigungen Frankreichs“ 1890

 

Letzter Stand: 07.11.2016