Wizernes

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Der Grundgedanke zum Bau dieses Bunkers war eine gegen Luftangriffe geschützte Anlage zu schaffen, um V2-Raketen zusammenzubauen und abzufeuern. Nachdem die alliierte Luftherrschaft über dem Deutschen Reich nicht zu brechen war und die Bombardierung Peenemündes gezeigt hatte, wie verletzlich ungeschützte Anlagen dieser Art waren, beschloß man 1943 den zügigen Bau eines solchen Bunkers. Wie andere V-Waffenanlagen auch, wurde sie im Pas de Calais gebaut, um einen Beschuß Englands mit den V-Waffen vornehmen zu können. Der Bunker liegt bei St.-Omer Nahe der kleinen Ortschaft Wizernes. Mit der Tarnbezeichnung Schotterwerk Nordwest begann man den Bau im März 1943. Im Januar 1944 betonierte man den wichtigsten Teil der Anlage, das 50.000 t schwere Kuppeldach. Es besaß einen Durchmesser von 71 Metern und hatte eine Stärke von 5 Metern. Es sollte auch aufgrund seiner gewölbten Form den schwersten alliierten Bomben standhalten können. Nach dem Aushärten des Kuppeldaches wurde der Kreidefels darunter bergmännisch abgebaut und so Räume für die Lagerung und Montage der V2-Raketen geschaffen. Gleichzeitig schuf man Stollen für diverse andere Zwecke. Schließlich sollten Eisenbahnzüge die vormontierten Sektionen der V2-Raketen direkt in den Bunker transportieren. Geplant war eine Takt- und Abschußsequenz von bis zu 50 Raketen pro Tag. Über 3.000 Zwangsarbeiter waren ständig auf der Baustelle und arbeiteten die ganze Woche rund um die Uhr. Die Organisation Todt war für die Baustelle verantwortlich.

Nach der Entdeckung der Bunkeranlage durch die alliierte Luftaufklärung wurde die Baustelle am 27. August 1943 zum ersten Mal bombardiert. Weitere Bombardierungen erfolgten im September 1943 die zwar an der Kuppel selbst keine Schäden verursachten, jedoch die anderen Bereiche der Baustelle verwüsteten. Aufgrund der akuten Bedrohung aus der Luft, die Anlage war ja nun enttarnt, beschloß man seitens der Organisation Todt sich auf den Hauptbunker zu konzentrieren. Da das Verschießen von V2-Raketen aus einem Bunker nicht mehr in Frage kam, sollte in dem kuppelförmigen Bauwerk eine Produktionsanlage für flüssigen Sauerstoff errichtet werden. Diese hätte es ermöglicht, mobile Abschußrampen frontnah mit dem notwendigen Raketentreibstoff zu versorgen. Die Sauerstoffproduktionsanlage war im Januar 1944 fertig gestellt. Zu einer größeren Sauerstoffproduktion ist es jedoch nicht mehr gekommen, da Luftangriffe die Aufnahme der Produktion behinderten. Die schwersten Angriffe fanden am 19.6. und 27.7.1944 mit den schwersten Bomben der Alliierten statt, der fast sechs Tonnen schweren Tallboy. Die Kuppel wurde zwar von einer Tallboy getroffen, jedoch nicht durchschlagen. Am 6.9.1944 eroberten alliierte Truppen die Bunkeranlage. Seit 1985 steht die Anlage unter Denkmalschutz und ist heute museal ausgebaut.

Letzter Stand: 11.01.2018