Zwei Kilometer vor der Stadtmauer von Saint-Malo
liegt die kleine Insel Cézembre mitten im Meer. Sie ist etwa 800m lang und 250m
breit. Aufgrund ihrer geografischen Lage kann sie in perfekter Manier die
Mündung des Flusses Rance und den Zugang zum Hafen von Saint-Malo schützen.
Nicht nur Vauban erkannte den Wert dieser Insel, sondern auch die Wehrmacht im
besetzten Frankreich. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auf der Insel
schwere Geschütze verbaut wurden. Insgesamt sechs französische 19,4cm Kanonen
baute man in offener Bettung ein. Dazu kamen Flak-Geschütze, Scheinwerfer und
eine 15cm Kanone, die Leuchtgranaten verschoß. Die Munition und die Besatzung
waren verbunkert untergebracht.
Nach Cherbourg war Saint-Malo die zweite Festung des Atlantikwalls, die von den
Alliierten angegriffen wurde. Ursprünglich wollte Eisenhower die Stadt mit der
1. britischen Luftlandedivision aus der Luft und einer amerikanischen
Infanteriedivision von See her angreifen. Jedoch waren diese Planungen bald
durch die Erfolge der Alliierten bei St. Lo überflüssig. Am 4. und 5. August
1944 versuchten Vorauseinheiten der 6. US-Panzerdivision Saint-Malo im
Handstreich zu nehmen. Ein Regiment der 83. Infanteriedivision unterstützte
hierbei. Aufgrund des energischen Widerstandes zeigte sich bald, dass die Stadt
nicht aus der Bewegung zu nehmen und weitere Truppen sowie Belagerungsmaterial
notwendig war.
Die Geschütze auf Cézembre befanden sich zu Beginn der Angriffe auf Saint-Malo
ausserhalb der Reichweite der amerikanischen Divisionsartillerie, während
gleichzeitig Cézembre ohne Probleme in die Kämpfe eingreifen konnten. Daher
fragte die 83. US-Division beim VIII. US-Korps an, ob man die Insel “so schnell
und so oft wie es geht” bombardieren könnte. In der Nacht zum 06.08.1944 wurde
die Insel erstmals aus der Luft angegriffen. Ein weiterer Luftangriff erfolgte
am 11.08.1944, jedoch ohne die Insel völlig auszuschalten. Zu diesem Zeitpunkt
war ein Beschuß der Insel durch Marineeinheiten noch nicht möglich. Am
09.08.1944 sandte das VIII. US-Korps schwere Artillerie in den Raum von
Saint-Malo, um während der Kämpfe die Geschütze von Cézembre niederhalten zu
können. Die Kämpfe um St. Malo gingen weiter, bis am 17.08.1944 Oberst von
Aulock vor den Amerikanern kapitulierte.
Am 18.08.1944 fuhr der US-Major Alexander als Parlamentär mit einem Dolmetscher
zur Insel Cézembre, um die Deutschen auch dort zur Kapitulation aufzufordern.
Dort erklärte er den deutschen Offizieren, dass die Gegend auf dem Festland
inzwischen in der Hand des US-Militärs wäre. Man informierte weiter, dass Oberst
von Aulock kapituliert hätte. Der Batteriechef der Marine-Artillerie-Abteilung
608, Oberleutnant Richard Seuß, erwiderten den Amerikanern, „ihre Situation
hätte sich durch die Kapitulation von Aulocks nicht verändert. Außerdem habe man
noch nicht alle Munition verschossen“. Die Verhandlungen dauerten nur 15 Minuten
und so fuhren die Amerikaner wieder ab. Während der kurzen Verhandlung konnte
Major Alexander die zerstörerische Wirkung der Bombenangriffe auf die deutschen
Stellungen beobachten.
Eine Woche später kehrte der Stab der 330. US-Infanteriedivision nach St. Malo
zurück, um eine amphibische Landeoperation auf Cézembre vorzubereiten. Als
Vorbereitung bombardierten 300 Bomber am 31.08.1944 die Insel. Zusätzlich warfen
24 P38 Jagdbomber Napalm auf erkannte Ziele. Gleichzeitig wurde die Insel Tag
und Nacht von der schweren Divisionsartillerie beschossen. Am 01.09.1944
erhöhten die Alliierten den Druck auf die Insel, indem zusätzlich die beiden
Schlachtschiffe Warspite und Malaya die Insel von See aus beschossen und
laufende Bombardierungen von amerikanischen und britischen Bombern stattfanden.
Hierbei wurde die Wasserversorgung, eine Zisterne und Wasseraufbereitungsanlage
zerstört. Am 02.09.1944 hisste die Inselbesetzung die weiße Fahne. Die
Landungsboote, die man bereits für die amphibische Operation bereitgestellt
hatte, brachten sofort Truppen auf die Insel und nahmen dort über 320 Mann
gefangen. Unter den Mannschaften waren auch Italiener und Russen.
Die Insel ist auch heute noch von dem schweren Beschuß und den Bombardierungen
schwer gezeichnet. Aufgrund der hohen Quote an Blindgängern ist das Betreten der
Insel für Besucher, bis auf den Strandbereich und dem Restaurant, verboten. Die
letzte Räumung von Blindgängern durch die französische Armee fand 2008 statt.
Cézembre vom Boot aus gesehen |
Gruppenunterstand |
Zerstörtes Flak-Geschütz |
Gruppenunterstand 622 |
Zerstörtes Flak-Geschütz |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Zerstörtes 19,4 cm Geschütz |
Zerstörtes 19,4 cm Geschütz |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Reste des 19,4 cm Geschützes |
Reste des 19,4 cm Geschützes |
Reste des 19,4 cm Geschützes |
Zerstörtes Flak-Geschütz |
Munitionsbunker |
Feuerleitstand Typ M157 |
Feuerleitstand Typ M157 |
Feuerleitstand Typ M157 |
Feuerleitstand Typ M157 |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Munitionsbunker |
Sprengschaden der Räumung 2008 |
Reste des 15 cm Leuchtgeschützes |
Reste des 15 cm Leuchtgeschützes |
Sockel des 15 cm Leuchtgeschützes |
Sockel des 15 cm Leuchtgeschützes |
Bunker |
Bunker |
Munitionsbunker |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Doppelgruppenunterstand 622 |
Blick vom Doppelgruppenunterstand zum Geschütz |
19,4 cm Geschütz |
19,4 cm Geschütz |
Beobachtungsstand |
Beobachtungsstand |
Tobruk |
Flak-Stand für 2cm Flak |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Letzter Stand: 06.11.2016