Lage der Insel
Die Insel Cézembre, etwa drei Seemeilen vor St. Malo, ist ein 700 m langer
und 250 m breiter Granitfelsen. An drei Seiten ist die Insel von steilen Klippen
begrenzt und wird durch Strömungen von 10 Knoten und starke Gezeiten natürlich
geschützt. Nur an der Südostseite der Insel, die vor dem starken Wellengang
geschützt ist, können Schiffe ankern. An diesem Uferabschnitt befindet sich auch
ein Sandstrand.
Mit der Führerweisung Nr. 40 vom 23.03.1942 wurde der Befestigungsbau an den
Küsten angewiesen. Hierzu sollte der Befestigungsbau so vorgenommen werden,
„dass der Schwerpunkt der Verteidigung an den Küstenabschnitten liegt“. Die
Organisation Todt und der Festungspionierstab wurden mit den Bauarbeiten
beauftragt, die im Spätsommer 1942 begannen. Ziel war es, die Annäherung an
Saint-Malo und den Eingang des Flusses Rance zu decken. Gleichzeitig sollte auch
jeglicher Schiffsverkehr in der Bucht von Cap Fréhel im Westen bis Pointe du
Grouin im Osten unterbunden werden.
Die Bewaffnung der Insel
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden in Frankreich eine Reihe von
Marinekanonen des Kalibers 194 mm aus den Depots entnommen und für den Landkampf
umgebaut. Diese Geschütze wurden auf Marinelafetten mit zentralem Pivot montiert
und an die Eisenbahnartillerie ausgeliefert. Die 194mm TAZ (tous azimuths) Mle
70/93 genannten Kanonen wurden von den Schneider-Werken gebaut und ab März 1915
ausgeliefert. Sie waren durch eine gepanzerte Splitterschutzhaube aus genietetem
Blech geschützt. Die 85 kg schwere Munition konnte bis zu einer Reichweite von
18.300 Metern verschossen werden. Der Zweite Weltkrieg brachte weitere
Veränderungen für die Verwendung dieser alten Kanonen. Nachdem sie bereits im ersten Weltkrieg für die schwere Eisenbahnartillerie modifiziert und
angepasst worden waren, sollten die Kanonen noch einmal modifiziert werden.
Zwölf dieser von der Wehrmacht erbeuteten Kanonen wurden für die Verwendung in
Küstenbatterien umgebaut. Von diesen 12 Exemplaren kamen sechs auf der Insel Cézembre zum Einsatz.
Zur besseren Zielfindung und Feuerleitung bei Nacht, installierte die Wehrmacht
im Nordteil der Insel ein französisches 15cm Geschütz Mle 17 zum Abfeuern von
Leuchtgeschossen. Dieses Geschütz konnte auch mit anderen Granaten in den Kampf
eingreifen.
Für die Flugabwehr verwendete man sieben französische 75mm Geschütze Mle 32,
die von der Wehrmacht als Beutegeschütze eingesetzt wurden und die man 7,5 cm
Flak 32 (f) nannte. Hergestellt waren die Geschütze bei Schneider&Cie, für die
eine Mannschaft von 9 Männern pro Geschütz erforderlich war.
Für die Bekämpfung von Tieffliegern gab es zwei 40mm Bofors, zwei 20mm Flak 38
und zwei 2cm Flak 29.
Die Betonbauten
Die französischen 19,4 cm Kanonen waren in offenen Ringbettungen
aufgestellt. Die Kanonen besaßen Zentralpivotlafetten. Auf dem Zapfen des
zentralen Pivots
war ein Feuerbereich von 360 Grad möglich. Die Gefahr durch Splitterwirkung
durch feindlichen Beschuß war dementsprechend hoch. Splitterschutz für die
unmittelbare Bedienung am Geschütz gab es nur durch die Verkleidung mittels
Panzerblechen. Dadurch wurde die Feuergeschwindigkeit herabgesetzt, da die
Granate mit der Treibladung erst durch den Panzer geschoben werden musste.
Direkt an die Ringbettung schlossen die Munitionsbunker vom Typ Regelbau S302
an. Von hier wurden, mit Hilfe von Radkarren, die Granaten aus dem Munitionsbunker an das
Geschütz transportiert.
Für den Schutz der Bedienungsmannschaften gab es zwei verschiedene
Doppelgruppenunterstände. Zum einen den Regelbau vom Typ R622. Insgesamt sind
auf der Insel fünf Stück zu finden. Im Gegensatz zu vielen anderen R622 besitzen
die Exemplare auf Cezembre über keinen Tobruk für ein Maschinengewehr. Zum
anderen den Regelbau R635 (Doppelgruppenunterstand am Vorderhang), von dem zwei
Exemplare auf der Insel gebaut wurden.
Der Feuerleitstand, ein Regelbau M157 besitzt drei Ebenen und wurde mit einem
Unterstand R635 gekoppelt. Der M157 ist ein Leitstand für mittlere Batterien und
ist in seiner Form auf Cézembre als Leitstand für Batterien ohne elektrische
Feuerleitanlage ausgebildet. Er enthielt eine Zielsäule mit Schartenoptik und
weiteres Beobachtungsgerät.
Des Weiteren gab es insgesamt sechs Ringbettungen für die 7,5cm, 4cm und 2cm
Flak. Zwölf Vf58c, Tobruk-Bunker für Maschinengewehre und fünf Vf61,
Tobruk-Bunker für Mörser. Zur Beleuchtung gab es noch zwei Stellungen für den 150cm
Scheinwerfer.
Die Kampfhandlungen
Nach Cherbourg war Saint-Malo die zweite Festung des Atlantikwalls, die von
den Alliierten angegriffen wurde. Ursprünglich wollte Eisenhower die Stadt mit
der 1. britischen Luftlandedivision aus der Luft und einer amerikanischen
Infanteriedivision von See her angreifen. Jedoch waren diese Planungen bald
durch die Erfolge der Alliierten bei St. Lo überflüssig. Am 4. und 5. August
1944 versuchten Vorauseinheiten der 6. US-Panzerdivision Saint-Malo im
Handstreich zu nehmen. Ein Regiment der 83. Infanteriedivision unterstützte
hierbei. Aufgrund des energischen Widerstandes zeigte sich bald, dass die Stadt
nicht aus der Bewegung zu nehmen und weitere Truppen sowie Belagerungsmaterial
notwendig war.
Die Geschütze auf Cézembre befanden sich zu Beginn der Angriffe auf Saint-Malo
ausserhalb der Reichweite der amerikanischen Divisionsartillerie, während
gleichzeitig Cézembre ohne Probleme in die Kämpfe eingreifen konnten. Daher
fragte die 83. US-Division beim VIII. US-Korps an, ob man die Insel “so schnell
und so oft wie es geht” bombardieren könnte. In der Nacht zum 06.08.1944 wurde
die Insel erstmals aus der Luft angegriffen. Ein weiterer Luftangriff erfolgte
am 11.08.1944, jedoch ohne die Insel völlig auszuschalten. Zu diesem Zeitpunkt
war ein Beschuß der Insel durch Marineeinheiten noch nicht möglich. Am
09.08.1944 sandte das VIII. US-Korps schwere Artillerie in den Raum von
Saint-Malo, um während der Kämpfe die Geschütze von Cézembre niederhalten zu
können. Die Kämpfe um St. Malo gingen weiter, bis dort am 17.08.1944 der
Kampfkommandant Oberst von Aulock vor den Amerikanern kapitulierte. Das
Kriegstagebuch des Admiral Kanalküste (weiter unten) schildert das Schicksal der
Batterie Cézembre.
Lange Jahre war die Insel ein Sperrgebiet, da aufgrund der eingesetzten Munitionsmenge bei der Bekämpfung der Batterie sehr viele Blindgänger herumlagen. Später wurde die Munition am Strand und rund um das Restaurant geborgen, so daß Bootstouren zur Insel wieder möglich waren. Jedoch blieb das Betreten nur auf diesen Bereich beschränkt. 2017 wurde die Insel durch die französische Armee auf Kampfmittel abgesucht. Nach diesen Arbeiten sind jetzt Wege auf der Insel angelegt worden, auf denen die Touristen nun gefahrlos laufen können. Die Aufnahmen unten stammen aus dem Jahr 2011.
Cézembre vom Boot aus gesehen |
Zerstörter Doppelgruppenunterstand R622 |
Zerstörter Doppelgruppenunterstand R635 |
Gruppenunterstand 622 mit Schäden |
Gruppenunterstand 622 |
Zerstörter Doppelgruppenunterstand R622 |
Gruppenunterstand 622 |
Zerstörte französische7,5 cm Flak 32 (f) Mle 32 |
Zerstörte französische7,5 cm Flak 32 (f) Mle 32 |
Zerstörte französische7,5 cm Flak 32 (f) Mle 32 |
Zerstörte französische7,5 cm Flak 32 (f) Mle 32 |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Reste des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Reste des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Reste des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Bodenstück des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Rohr des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Feuerleitstand Typ M157 |
Feuerleitstand Typ M157 |
Feuerleitstand Typ M157 |
Feuerleitstand Typ M157 |
Reste des 15 cm Leuchtgeschützes vor der M158 Bettung |
Reste des 15 cm Leuchtgeschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Blick vom Doppelgruppenunterstand zum Geschütz |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Mle 70/93 TAZ Geschützes |
Vf Beobachtungsstand |
Vf Beobachtungsstand |
Munitionsbunker S302 |
Doppelgruppenunterstand R622 mit Spuren der Kampfmittelbeseitigung |
Flak-Stand für 2cm Flak |
Flak-Stand für 2cm Flak |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Geschützbettung mit Resten des 19,4 cm Geschützes |
Tobruk-Bunker Vf58c für Maschinengewehr |
Bombenkrater am Inselrand |
Luftangriffe durch Jabo Quelle: US Signal Corps CF 846 Standbild |
Luftangriffe durch Bomber Quelle: US Signal Corps CF 846 Standbild |
Flächenbombardement durch B-26 Quelle: US Signal Corps CF 846 Standbild |
Flächenbombardement durch B-26 Quelle: US Signal Corps CF 846 Standbild |
Treffer und Fehlwürfe beim Flächenbombardement Quelle: US Signal Corps CF 846 Standbild |
Treffer und Fehlwürfe beim Flächenbombardement Quelle: US Signal Corps CF 846 Standbild |
Nach der Kapitulation wird die US-Flagge auf Cezembre gehisst Quelle: US Signal Corps CF 846 Standbild |
Abtransport der deutschen Kriegsgefangenen mittels LCM Quelle: US Signal Corps CF 846 Standbild |
Aus dem Kriegstagebuch des Admiral Kanalküste
Kommandierender Admiral der Kanalküste war Vizeadmiral Rieve. Aus dem Kriegstagebuch B.Nr. 4500 gKdos AIa 2. Ang. sind die folgenden Auszüge, nur die Ile de Cézembre betreffend, entnommen. Entgegen der französischen Schreibweise wurde hier die Insel Cecembre genannt,
05.08.1944
Battr. Cecembre beschießt amerik. Bereitstellung vor Chateauneuf.
06.08.1944
Festungsbereich St. Malo, insbesondere Hafen, Battr. Ile de Cecembre und Battr. Grand Bey unter schwerem Artl. Beschuss. Hafen noch intakt.
07.08.1944
Battr. Lunaire lag unter Beschuss fdl. Granatwerfer. Drei Geschütze Battr. Cecembre unklar. Störungsfeuer von Cecembre.
08.08.1944
Durch Bombenteppich auf Cecembre 3. Geschütz ausgefallen, keine Verluste. Vier Geschütze klar. Einzelerfolge: Von Battr. Ile de Cecembre und Paramé unter Feuer genommene Autokolonne zerstört. Battr. Paramé und Ile de Cecembre unter schwerem Artl. Feuer. Cecembre 2cm Stand zerstört.
09.08.1944
Cecembre und Lunaire auf Einzelziele angesetzt.
10.08.1944
Battr. Cecembre und Grand Bey schwer von fdl. Artl.Feuer eingedeckt. Kein Geschützausfall.
11.09.1944
Durch Battr. Ile de Cecembre fdl. Infanterie-Ansammlungen zerschlagen und erkannte Feindbattr. unter Feuer genommen und vernichtet. Von gleicher Battr. 0725 Uhr mehrere S-Boote bekämpft, die nach Beschuss abliefen.
12.08.1944
Vor Front Rance-Ost 20 fdl. Batterien festgestellt. Besatzung kämpft unter schwierigsten Umständen, wirksamst unterstützt von Battr. Ile de Cecembre und Grand Bey, unentwegt weiter.
13.08.1944
Durch Battr. Cecembre, die sich nach Meldung Festungskdt. St.Malo vom ersten Tage an hervorragend im Einsatz gegen Landziele bewährt, 4 Gunboote bekämpft, die nach Beschuss unter Einnebeln abdrehen.
14.08.1944
Cecembre beschiesst eine Panzeransammlung und Einzelziele, unterstützt durch Feuerüberfall Gruppe Bacherer mit gemeldetem gutem Erfolg.
15.08.1944
Nach 8 Bombenteppichen auf Battr. Ile de Cecembre begann Gegner gegen 1800 Uhr Fort de la Varde im direkten Feuer aus ca. 50 Pakgeschützen im pausenlosen Punktfeuer auf Scharten und Türme unter erheblichem Munitionseinsatz und Verwendung von Phosphor zusammenzuschiessen. Auf Battr. Ile de Cecembre laufen schweres Artl.-Feuer. Bisher kein Geschützausfall. Battr., die nur noch 150 Schuss Munition hat, unterstützte Kampfgruppe Bacherer durch Beschiessen von Panzeransammlungen und Einzelzielen mit gutem Erfolg.
16.08.1944
Bei Angriff auf Cité schoss Battr. Ile de Cecembre
trotz starken fdl. Trommelfeuer sämtlicher Kaliber Sperrfeuer auf Cité Innenhof,
wodurch Feind Angriff abbrechen musste. Zeitweilig erfolgte Einsatz schwerer und
leichter Waffen Battr. Cecembre zur Unterstützung Kampfgruppe Bacherer. Durch
Bomben und Artl.-Beschuss Kabelzerstörungen in Battr., aber sonst keine
Ausfälle. Jedoch Munitionsbestand nahezu erschöpft.
Hervorragende Erfolge in Einsatz, Wendigkeit und Kampfeswille Battr. Ile de
Cecembre durch Verleihung Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz 15.8. an Battr.Chef
(MA) d.R. Seuss, von höchster Stelle anerkannt.
17.08.1944
Nach Meldung Festungskommandant St.Malo in 12
Stunden auf Ile de Cecembre ca. 2.200 Schuß, auf Zitadelle ca. 4.200 Schuß
abgegeben. Wegen Munitionsmangel konnten erkannte Feindpanzer und Battrn. durch
Battr. Ile de Cecembre nicht unter Feuer genommen werden. Cecembre 3 schw. und 3
lei. Gesch. Ausfall durch Störungen. Festungsmässige Unterbringung Mannschaften
und Munition als sehr wertvoll für Erhaltung Gefechtsbereitschaft Ile de
Cecembre erwiesen. 7 Bombenangriffe am 13.08. auf Cecembre ohne weitere Schäden.
Funkspruch von MNO Kanalinseln: 1527 Uhr offener Funkspruch von Malo: Kampf
eingestellt. Cecembre kämpft weiter. v. Aulock.
19.08.1944
Versuch MNO Kanalinseln 17.08. mit Battr. Ile de Cecembre Funkverkehr aufzunehmen, misslungen. Versuche werden fortgesetzt.
22.08.1944
MNO Kanalinseln mit Battr. Ile de Cecembre auch am
19.08. von 1952-1955 Uhr im Verkehr gewesen und gehört. Lautstärke Cecembre sank
sehr schnell, dann nicht mehr gehört. Befehlsgemäss Boote mit neuem Funkgerät
ausgelaufen und auf Ile de Cecembre eingetroffen. Funkverbindung nunmehr
sichergestellt.
22.8. vormittags schiesst amerik. Truppe Flugblatt auf Insel mit
Übergabeaufforderung unter Vernichtungsandrohung. Flugblatt gehässig und
geschickt. 1600 Uhr erscheint mit Fähre Dinard, anscheinend einziges heil
gebliebenes Fahrzeug, amerik. Parlamentär, Kavallerie-Oberstlt. French und
fordert mündlich Übergabe, versucht dabei in gehässiger Weise Keil zwischen
Offz. und Besatzung zu treiben: In einigen Tagen Ablösung Amerikaner im Bereich
durch Franzosen. Bis dahin Übergabde Cecembre nötig, damit Besatzung nicht in
Hände Franzosen. Anbietet Mitnahme aller Verwundeten, wenn 50 gesunde Soldaten
mitgehen. Battr.Chef Cecembre lehnt unter Eindruck Versorgungsunternehmen
Übergabe ab. Betont, es sei vielleicht möglich, zwischen amerik. Offz. und
Mannschaften Uneinigkeit zu schaffen, bei deutschen Soldaten sei dies
ausgeschlossen.
23.08.1944
Battr. Ile de Cecembre 22.08. von 2 Zerstörern beschossen. Angriff durch vereintes Feuer Battr., Stützpunkt und FK-Boot abgewehrt. Feind nebelte ein und ging zurück.
24.08.1944
Funkspruch Seekdt. Kanalinseln:
Versorgungsunternehmen Cecembre glatt durchgeführt. Battr. wieder durchaus
zuversichtlich. Entladen 32 Chargierungen 15 cm, ein 8cm Granatwerfer mit 300
Schuss, Benzin, Arzt, Verbandsmaterial, Wasser, etwas Alkohol. Rückladung 14
Verwundete, die z.T. längere Zeit ohne Behandlung.
In Cecembre ein 19,4 cm Geschütz mit 27 Schuss, ein 15 cm Geschütz mit 29
Leuchtgranaten. Geprüft wird, ob noch 7,5 cm Munition vorhanden. Dann Zuführung
zwei 7,5 cm Kanonen, erforderlichenfalls auch Munition von Jersey. Battr.
besitzt reichlich Nahkampfwaffen und Munition. Besatzung 265 Deutsche, 72
Italiener, davon Offiziere und 20 Mann besonders gut, übrige wenig brauchbar. 2
Italiener auf FK01 desertiert und in Jersey Feldpolizei übergeben.
Cecembre meldet: Ganztägig Artl.-Störungsfeuer, 30 Min. Jabo-Angriff mit Bomben
und Bordwaffen. Keine Ausfälle.
25.08.1944 Vom 25./26.8. angelaufene dritte Versorgungsfahrt
Battr. Ile de Cecembre durch zwei FK-Boote von Jersey aus musste abgebrochen
werden, da Boote auf Höhe Inselgruppe les Minquiers von fdl. Luftaufklärung
erfasst. Weiterhin schweres Störungsfeuer auf Ile de Cecembre.
Durch Flugzeug auf Cecembre Übergabeforderung abgeworfen. 1600 Uhr amerik. Major
mit Ruderboot an Anleger. Verspricht deutschen Offz. in Gefangenschaft
Behandlung wie amerik. Offz.. Ablehnung, deutscher Offz. denkt zuerst an seine
Mannschaft, nicht an sich. Danach lehnt Teil der Besatzung weiteren Kampf ab.
Battr. Chef stellt mit anderem Teil Ordnung wieder her. Anschliessend
Dauerbeschuss.
26.08.1944
Funkspruch von Seekdt. Kanalinseln: Cecembre erbittet verringern Besatzung, da nur 2 Geschütze klar. Zunächst abgelehnt, da um Landungsabwehr sicherzustellen.
27.08.1944
Auf Battr. Ile de Cecembre tagsüber Störungsfeuer,
etwa 300 Schuss. Gegen 1500 Uhr Fliegerangriff mit Bordwaffen und Abwurf von 211
Bomben. Trotz starker Bombardierung keine Ausfälle und Verluste. Gegner beschoss
Battr. aus Schartenständen Battr. Grand Bey. Feuer mit 10 Schuss aus
neugelieferter Munition erwidert.
Nach Funk Mar.Gr.West hat Ob.d.M. Überführung Besatzung Cecembre nach restlichem
Verbrauch Kampfmittel nach Kanalinseln zugestimmt. Seekdt. Kanalinseln bereitet
Überführung so vor, dass diese nach seinem Ermessen kurzfristig anlaufen kann.
Entscheid Ob.d.M. ist Battr.-Besatzung bis unmittelbar vor Abholung
geheimzuhalten, um Kampfausdauer und möglichst langes Halten Ile de Cecembre
nicht zu beeinträchtigen.
Dritte Versorgungsfahrt wegen Ausfall FK 56 weiter verschoben.
28.08.1944
Auf Battr. Ile de Cecembre weiterhin Störungsfeuer
von Grand Bey aus. Gefecht mit Zerstörern, die auf Beschuss nebelten und
abdrehten. Keine Ausfälle.
Wiederholung Durchbruch 2 KFK’s von Jersey nach Ile de Cecembre Nacht 27./28,8.,
um Rückführung Soldaten zu beginnen, durch fdl. S-Boote verhindert. Versuch wird
wiederholt.
1700 Uhr erneut amerik. Unterhändler auf Ile de Cecembre mit
Übergabeaufforderung unter Vernichtungsandrohung. Aufforderung wiederum durch
Besatzung abgelehnt. Darauf Beschuss von Land und See.
30.08.1944
Funkspruch von Seekdt. Kanalinseln: Cecembre meldet: Tagsüber ca: 1.800 Schuss Vernichtungsfeuer von Land Kaliber 5-21 cm. Mindestens 2 Zerstörer und 4 kleinere Einheiten dauernd auf Wartestellung. Weitere Ausfälle eine 2cm 38 Volltreffer, Vernichtung, 2 Leichtverletzte, Versorgungsfahrt wegen Wetter erneut verschoben.
01.09.1944
Auf Ile de Cecembre ganztägig Störungs- und Vernichtungsfeuer mit Spreng- und Nebelgeschossen. Etwa 1.850 gezählte Einschläge von mindestens 15 cm Kaliber. Von 1200 bis 1330 Uhr und 1430 bis 1610 Uhr in schneller Salvenfolge Beschuß durch ein Schlachtschiff. Dadurch 2 Doppelgruppen-Unterstände zerborsten, 2 weitere Unterstände zerstört. Besatzung 320 Soldaten in 5 engen Unterständen zusammengedrängt und z. Tl. unmittelbar Trommelfeuer ausgesetzt. 1800 bis 1815 Uhr Angriff von 48 Boston in 4 Wellen. Durch Abwurf von 300 kleineren Bomben 1 Tobrukstand und 1 Muni-Bunker ausgefallen. Unter Besatzung durch alljährlich auftretende Inselkrankheit 3 schwere und 20 leichte Fälle von Magen- und Darmkatarrh. Wegen Sturmes und schlechter Sicht Versorgung Insel nicht durchführbar.
02.09.1944
Besatzung Ile de Cecembre unter Eindruck schwerer
Materialschäden sowie Verletzungen und Verbrennungen Soldaten, zumal großer Teil
Besatzung durch vorangegangene schwerste Bombenangriffe und pausenloses
Artillerievernichtungsfeuer nunmehr weiteren Angriffen von See und Luft
schutzlos ausgesetzt. Verluste bis 31.08.: 9 Tote, 9 Schwer- 29
Leichtverwundete. Platte über E-Meßstand durchschlagen, Feuerleitgerät und
Leitstand zerstört, Sanitäts- und Wirtschaftsstellen zerschmettert.
Durch FT 1.9. spricht Ob.d.M. Batteriechef Ile de Cecembre Stolz gesamter KM.
Für vorbildlichen Einsatz aus, der in Geschichte KM. Eingehen und für alle Zeit
unvergessen bleiben wird.
2.9. 0940 Uhr sendet Battr.Chef Ile de Cecembre offenen FT an Seekdt.
Kanalinseln: Nach hartem Ringen, nach völliger Zerstörung letzter Waffen, der
Unterstände durch den Feind und am Ende Kraft Soldaten stelle ich Kampf ein.
Seitdem von Ile de Cecembre keine Meldung mehr.
Somit heroischer Kampf auf sich allein gestellter Battr., der unter härtesten
Bedingungen geführt, beendet.
Für vorbildliche Truppenführung und hervorragenden Einsatz unterstellter Männer
Batteriechef Obltn.M.A.d.R. Seuss, Richard, 2.9. vom Führer das Eichenlaub zum
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Aus dem Kriegstagebuch der 391 Bomb Group
Die 391 Bomb Group war nicht die einzige Einheit, die im Kampf um Cézembre die Insel angegriffen hat. Jedoch sind diese Auszüge recht interessant.
Einsatz Nr. 141 am 11. August 1944
Ziel: Küstengeschütze auf der Ile de Cezembre, Frankreich
Startzeit: 17:00 / Zeit über dem Ziel: 18:50 / Landezeit: 20:00
30 B-26 und 2 Pathfinder-Flugzeuge wurden losgeschickt, um feindliche
Küstengeschütze auf der Ile de Cezembre, Frankreich, anzugreifen. Die erste Box
war mit 2x2000LB Allzweckbomben beladen, die zweite Box mit 3x1600LB
Panzerbrecherbomben. Nach dem Rendezvous mit den Begleitjägern setzte die
Formation ihren Weg zum Ziel fort.
Das Wetter auf der Strecke war 3/10 bis 7/10 bewölkt über der Südküste Englands
und wechselte über dem Zielgebiet zu CAVU.
Auf dem Weg zum Ziel und über dem Zielgebiet wurde keine FLAK angetroffen.
Etwa 2/3 der Bomben aus der ersten Box fielen außerhalb des Zielgebiets (600 Fuß
W vom nächsten Rand des Zielgebiets) in einem verstreuten Muster; eine
Geschützstellung wurde abgedeckt und eine weitere erhielt einen Beinahetreffer
im Zielgebiet. Ein Beinahetreffer wurde bei einer Geschützstellung im Bereich
„B“ beobachtet. Andere Explosionen sind auf der Ost- und Südseite der Insel und
im Wasser verstreut.
Die Bomben aus der 2. Box fielen in einer Konzentration außerhalb des
Zielgebiets (2.000 und 400 Fuß WNW vom nächstgelegenen Rand des Zielgebiets) in
einem verstreuten Muster im Wasser und am äußersten Westende der Insel.
Die Ergebnisse wurden von den Besatzungen als gut bis ausgezeichnet beurteilt,
obwohl einige Besatzungen der Meinung waren, dass die Bombardierung eher auf
Sicht als mit dem Pathfinder hätte durchgeführt werden sollen.
Einsatz Nr. 155 am 30. August 1944
Ziel: Küstengeschütze auf der Ile de Cezembre, Frankreich
Abflugzeit: 16:22 / Zeit über dem Ziel: 18:14 / Landezeit: 19:42
30 B-26 und 2 PFF-Flugzeuge, beladen mit 4x1000LB Allzweckbomben, wurden
entsandt, um feindliche Küstengeschütze auf der Ile de Cezembre, Frankreich,
anzugreifen. Die alliierten Flugzeuge sollten für Flächendeckung sorgen. Der
Feind verfügt über 2 Batterien mit drei 150-mm-Geschützen in einer dreieckigen
Anordnung in Strandnähe. Offene Betongeschütze mit einem Durchmesser von 42 Fuß.
An jedem Geschütz befindet sich ein Schulter- oder Magazinlager aus schwerem
Beton. Solange diese Geschütze intakt sind, gibt es keinen freien Zugang zum
Hafen von St. Malo, daher ist die Bedeutung der Beseitigung dieses Ziels
offensichtlich.
Die Wetterbedingungen während des Fluges waren Null bis 10/10 Wolken, die in
9.000 Fuß Höhe über dem Zielgebiet in 10/10 Wolken übergingen.
Auf dem Flugweg und über dem Zielgebiet wurde keine FLAK angetroffen.
Alle Flugzeuge in jeder Box warfen ihre Bomben mit ihrem führenden Pathfinder
ab. Die Ergebnisse wurden aufgrund der Wolkendecke nicht beobachtet.
Die Besatzung äußerte sich bei der Nachbesprechung nicht dazu, obwohl ein
Besatzungsmitglied bemerkte: „So etwas sollten wir öfter machen“.
Letzter Stand: 13.12.2024