Festung Friedrichsort

Startseite Festungen Bunker Lexikon Was ist neu? Links Über mich

Die erste Befestigungsanlage ließ 1631 der dänische König Christian IV; der damalige Landesherr der Herzogtümer Schleswig und Holstein, bauen. Anlass für dieses Bollwerk war die Rivalität der Königreiche Dänemark und Schweden in ihrem Bestreben um die Vorherrschaft in der westlichen Ostsee. Sie konnte an der engsten Stelle der Kieler Förde den Schiffahrtsweg nach Kiel sperren. Er erwarb die Güter Bülck, Knoop und Seekamp und ließ 1631 bis 1642 in der Gemarkung des Dorfes Pries eine reine Militärfestung "Christianspries" anlegen. Die Bauleitung hatte der Festungsbauingenieur Axel Urop. Die Festung war im Osten und im Süden von der Kieler Förde begrenzt, im Norden und Westen sollte ein Wallgraben mit zwei Ravelin für Sicherheit sorgen. Der Haupteingang lag im Westen und führte über den Westravelin.

Sein Sohn und Thronfolger Friedrich III., Namensgeber des heutigen Kieler Stadtteils, ließ die Festung schleifen, baute sie dann 1663 nach erneuten dänisch-schwedischen Auseinandersetzungen aber wieder auf. Mit der Planung und Bauleitung beauftragte König Friedrich den holländischen Bauingenieur Henrik Ruse, der die Festung in Kopenhagen (die Wälle und Gräben sind heute noch erhalten) gerade fertig gestellt hatte. Der Kern hatte die bewährte Form eines Pentagons mit fünf Bastionen. Die Befestigungswälle bestanden aus festgestampfter Erde und Grassoden und waren etwa 6 bis 8 Meter hoch und bis zu 25 Meter breit. Der umlaufende Wallgraben war ca. 1,50 Meter tief; 28-37 Meter breit und hatte eingebaute Ravelins (Schanzen). Die Festungsanlage hatte zu diesem Zeitpunkt die größten Ausmaße, vom Südwesten bis Nordosten waren es ca. 800 Meter. Der Festungsinnenhof war dicht bebaut. Hier befanden sich unter anderem ein Kommandantengebäude, ein Zeughaus, ein Kirchenraum, ein Casino, ein Back- und Brauhaus, ein Proviantgebäude sowie Unterkünfte für die Handwerker. Die Schlaf- und Aufenthaltsräume der Soldaten waren in vier langen Baracken untergebracht. Die Mannschaftsunterkünfte boten Platz für insgesamt 600 Personen. Der Hauptzugang lag im Süden. Zur Verteidigung wurde sie allerdings nicht gebraucht. Und so nutzten die Dänen die Festung als Depotplatz und - insbesondere zu Zeiten der schleswig-holsteinischen Erhebung - zur Unterbringung von Gefangenen. Die Festung blieb intakt, bis sie 1813 während der Napoleonischen Kriege von schwedischen und russischen Truppen belagert und eingenommen wurde.

Nach dem Kieler Frieden verfiel auch die Festung Friedrichsort, bis sie in preußischer Zeit ab 1865 zu einem bedeutenden Marinestützpunkt ausgebaut wurde. Westlich der alten Festung entstand so der heutige Stadtteil, der 1875 bereits 811 Einwohner zählte, wovon über 2 Drittel Marineangehörige waren. Für diese errichtete man die 1977 abgerissene Matrosen-Artillerie-Kaserne, ein Lazarett, eine Schule und mehrere holzverschalte Dienstwohngebäude sowie eine Garnisonskirche. Die Wallanlagen im Norden und Osten wurden vollständig umgebaut. Im Inneren wurden Gebäude aus dänischer Zeit abgerissen und stattdessen mit Erdreich überdeckte ein- und zweigeschossige Kasematten errichtet. Sie sind heute noch erhalten, ebenso wie die Wallanlagen im Westen, Süden und Osten sowie der südliche und östliche Festungsgraben. Die Kanonen waren ausschließlich zur Seeseite ausgerichtet. Hierfür musste der östliche Befestigungswall mit seinen drei Bastionen umgebaut werden.

Nach dem Ersten Weltkrieg begann der allmähliche Verfall der Festung. Aufgrund der Entwaffnungsbestimmungen des Versailler Vertrages mussten die Festungsanlagen in den Jahren 1920/21 geschleift werden. Die Munitionslager unterhalb der Wallanlagen wurden gesprengt, der Nordwall in den nördlichen Graben geschoben. In den fünfziger Jahren schuf sich die Bundeswehr eine östliche Zufahrt. Die Bastion Kronprinz wurde eingeebnet, das Erdreich in den nordöstliche Wallgraben geschüttet. Der westliche Festungsgraben musste in den siebziger Jahren den Erweiterungswünschen des angrenzenden Industriebetriebes weichen.

Vom Deich aus sind Wall und Graben gut zu sehen. Das sich dahinter die einzige noch erhaltene Seefestung Deutschlands befindet, erschloss sich den vielen Spaziergängern am Falckensteiner Strand bislang allerdings nicht. Mit einer Informationstafel, die jetzt vom Stadtplanungsamt an der Zufahrtstraße aufgestellt wurde, hat sich dies geändert.

Heutiger Zustand

Luftbild

Blick vom Deich

Sichtbare Gebäude

Blick vom Standpunkt "Standort"

Blick auf Bastion Kronprinzessin

Gebäude

Ehemalige Bundeswehrwache

Kaserne mit Wall und Traversen

Geschützplattformen

Bauzustand der Festung Friedrichsort um 1790

Bauzustand der Festung Friedrichsort um 1817

Luftbild

Letzter Stand: 04.11.2016